Registriert: Montag 1. Oktober 2007, 20:32 Beiträge: 78 Wohnort: Ingolstadt
Hat jemand schon "Draufhau-Proben" mit verklebtem Leinen gemacht? Ich kann nicht darüber nicht sagen, da ich blos mal mit einem Küchenmesser draufgehauen hab. (winziger Kratzer)
Jepp mehrmals. Mit Hiebwaffen kommt man da nicht durch keine Chance. Speerstiche gehen grad mal (!)max. 1cm durch. Bei zweischneidigen Pfeilspitzen wirds schon happiger, da können schon mal 2 bis 3 cm bis anfang Tülle oder Schaft durchgehen. Dreiflüglige Pfeilspitzen machen auf der Innenseite nicht mal eine erkennbare Beule (40 Ilbs Skythenbogen, Glasfaser , 120 cm lang), weder die schweren awarischen aus Eisen noch die leichten skythischen aus Bronze. Faustschläge und Keulenschläge spürt man durch, zwar stärker als Schwert, Speer oder Axthiebe (da spürt man eigentlich so gut wie gar nix) aber nicht besonders stark. Wenn Steve zuschlägt dann presst's einem zwar die Luft teilweise aus der Lunge und man könnte auch umgeworfen werden aber es gibt nicht mal blaue Flecken und besonders weh tuts auch nicht.
Mein Lino hat 18 Lagen Leinen (von Ikea ) nach keltischen Abbildungen mit arschlanger Rückenplatte und einer Reihe Pteryges. Von Hiebwaffen wurden bisher nach mehrern Hieben lediglich die ersten fünf Leinenschichten punktuell durchtrennt.
Registriert: Montag 1. Oktober 2007, 20:32 Beiträge: 78 Wohnort: Ingolstadt
Wow das ist mal eine tolle Erkenntnis! Hast du Bilder vom Lino? Würde sie mir gerne mal anschauen. Sind 18 Schichten Leinen überhauptnoch beweglich? Wieviel Schichten würdest du mir raten? (da ich selbst gerade dran bin, einen zu bauen)
Dain II. hat geschrieben:
Wenn Steve zuschlägt dann presst's einem zwar die Luft teilweise aus der Lunge
Registriert: Donnerstag 4. Januar 2007, 16:57 Beiträge: 268 Wohnort: Hannover
Das klingt wirklich gut.
Was ich bei verleimten Leinenpanzern aber für unverzichtbar halte: es muß Leim sein, der für die Antike nachweisbar ist. Es spielt z.B. für die Funktion eines Chitons keine große Rolle, ob er aus handgewebtem Stoff oder pflanzenfarbengefärbt ist, daher finde ich auch modern gefärbte Kleidung akzeptabel. Aber beim berühmten Leinenpanzer ist der Leim ein wichtiges Funktionselement. Da keinerlei antiker Hinweis auf Leimverwendung existiert, kann man Verleimung nur behaupten, wenn man akzeptable Ergebnisse ( Schutzwirkung, dauerhaft, flexibel, wasserfest, schweißresistent, ...) mit damals verfügbaren Materialien erzielt.
Registriert: Dienstag 31. Januar 2006, 17:11 Beiträge: 254 Wohnort: München
Darstellung: Miles Gregarius
Ich bin sehr weit davon weggekommen, dass Linothorace geklebt worden sind. Ich gehe - anbetracht diverser sichtbarer Dekore auf keramischen Darstellungen - von einer vernähten "gesteppten" Fertigung aus. Ich habe mir mal Musterstücke gefertigt:
12 Lagen Leinen, vernäht im Vergleich mit 12 Lagen Leinen verklebt (Knochenleim). Die vernähte Variante stand der verleimten in nichts nach, allerdings wies sie einen Vorteil bei Pfeilbeschuss auf. Die verleimte Variante lässt den Pfeil gut durchkommen, da die einzelnen Schichten nicht mehr aufeinander "schwimmen". Schnitte hält das vernähte Leinen ebenso ab wie das verleimte, da gibt es keine signifikanten Unterschiede. Bei Stichen wars das gleiche wie mit den Pfeilen, auf der leimgetränkten Faser gleitet das Metall besser als auf der "freien".
Nach meiner Auffassung negiert der Leim die Schutzwirkung mehrerer Lagen Fasermaterial, macht diese sozusagen zu einer (statt mehrerer) Fläche(n hintereinander).
@Dain II.:
Die Versuche mit dem Beil sind nicht aussagefähig. Wir haben alle nicht durchgezogen! Hemmt etwas, einen Kumpel im Rahmen eines Experimentes zu gefährden!
_________________ Steve Lenz
"Dein Stuhl kann gar nicht niedrig genug sein, als dass sich nicht jemand finden ließe, welcher diesen noch niedriger sägen würde, wenn er sich den Hauch eines Vorteils davon verspricht, Steve!" Frank S.(einer meiner Ausbilder)
Registriert: Montag 1. Oktober 2007, 20:32 Beiträge: 78 Wohnort: Ingolstadt
Hmm.. ich weiß nicht ob ich meine Linothorax jetzt in einem anderen Stil bauen soll. Das ist bestimmt doppelt kompliziert. Wie funktioniert das genau?
@Steve: Ja das stimmt schon aber ich hab an meinem Leinepanzer in geschlossenem Zustand auch schon mit scharfen Äxten "herumgespielt" . Ausgestopft mit einem mit Stroh gefüllten Sack und zwischen einem Ast und der Erde mit ein wenig "Schwingungsspielraum" mit Seilen befestigt. (Deshalb sieht er jetzt ziemlich abgenutzt aus )
@Geala:
Zitat:
Was ich bei verleimten Leinenpanzern aber für unverzichtbar halte: es muß Leim sein, der für die Antike nachweisbar ist.... beim berühmten Leinenpanzer ist der Leim ein wichtiges Funktionselement.
Da stimme ich voll und ganz zu. Leider hab ich meinen Leinenpanzer mit Ponal verleimt. Wenn das experimentstück mit dem Kaseinleim trocken ist probier ich mal was es so an Bewegung aushält und wie wiederstandsfähig es ist.
@Milo14
Zitat:
Sind 18 Schichten Leinen überhauptnoch beweglich?
Na ja man kann ihn schon noch zubiegen aber wenn er geschlossen ist ist er aufgrund seiner Röhrenform kaum mehr beweglich. Aber ich nehme an dass aus diesem Grund der Lino auf allen mir bekannten Abbildungen oberhalb der Hüfte aufhört und der Unterleib mit den Pteriges geschützt wird.
Ich hab jahrelang dem Kendo gefrönt, mit Bambus-Brustpanzer...mit Training ist man sehr gut beweglich!
Errinnerung: nervig waren mitunter Schnittspuren unter den Axelhöhlen.
_________________ Ein Genie lernt alles, von jedem. Der Intelligente lernt vom Genie und aus seinen Erfahrungen. Der Dumme lernt nichts...., er weiß alles besser.
Registriert: Dienstag 31. Januar 2006, 17:11 Beiträge: 254 Wohnort: München
Darstellung: Miles Gregarius
Zitat:
Errinnerung: nervig waren mitunter Schnittspuren unter den Axelhöhlen.
Riecht nach Europäer(in) in einem Do für Japaner(in)!
_________________ Steve Lenz
"Dein Stuhl kann gar nicht niedrig genug sein, als dass sich nicht jemand finden ließe, welcher diesen noch niedriger sägen würde, wenn er sich den Hauch eines Vorteils davon verspricht, Steve!" Frank S.(einer meiner Ausbilder)
Also ich bin sehr überrascht. Das Probestück mit Kaseinleim ist noch viel härter und wiederstandsfähiger geworden als der Panzer der mit Ponal geleimt war. Biegen lässt er sich auch allerdings muss man ihn vorher stärker erwärmen als ein Ponalteil. Aber es funktioniert. Und das sehr gut. Lediglich, es bricht wenn man es in kaltem Zustand zu stark biegt (ca 70-80 Grad) aber das passiert mit Ponal auch.
Den gibts im gutsortierten Malerbedarf. Aber wenn dus selbst anrühren willst dann nimmst du eine Menge Topfen rührst dazu ein wenig gelöschten Kalk und verrührst das ganze zu einer dickflüssigen durchsichtigen Masse. Kannst auch ein wenig Leinol reintuen das hilft ein klein wenig gegen Feuchte (der Leim wird aber natürlich nicht wasserfest).
Registriert: Donnerstag 4. Januar 2007, 16:57 Beiträge: 268 Wohnort: Hannover
Das verstehe ich nicht so recht. Ist der verleimte Panzer denn bei normalen Temperaturen ganz steif? Das paßte nicht so recht zu vielen Abbildungen, außerdem frage ich mich dann, wieso ich von Bronze auf Leinen umsteigen sollte?
Ja ist steif und hart lediglich ein klein wenig beweglich durch die Körperwärme. Würde ja sonst auch nicht zusammenhalten der Leim würde abbröseln da könnte man gleich einen Gambeson verwenden. Vorteile beim Leinenpanzer sehe ich im Gewicht, darin dass er sich in der Sonne nicht unerträglich aufheitzt kein Metall dafür benötigt wird und man ihn platzsparend und dekorativ in aufgeklapptem Zustand an die Wand hängen kann.
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste
Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen. Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen. Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern. Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.