Registriert: Freitag 2. Dezember 2005, 16:38 Beiträge: 139 Wohnort: Köln
Kann mir irgend jemand bei folgendem Problem helfen:
Ich möchte diverse röm. Spielbretter bauen und wüsste gerne, ob es neben der üblichen Methode, die Spielflächen in einen Ziegel/Stein o.ä. einzuritzen oder die Linien wo aufzumalen auch andere Möglichkeiten gibt, z.B. Intarsien. Gibt es Funde von intarsiertem Material? Die Technik müsste ja eigentlich bekannt gewesen sein...
Falls jemand Funde kennt oder mir sonstwie helfen kann, freue ich mich auf eure Antwort!
Da es ja Abbildungen von brettspielenden Personen gibt, muss es auf jeden Fall richtige Spielbretter, die man auch transportieren konnte, gegeben haben.
Hm, ich schau mal nach...
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ich hab, wie ich Dir in der PN versprochen habe, im Marco Fittà"Spiele und Spielzeug in der Antike" nachgeschaut, und tatsächlich scheinen die meisten Spielbretter entweder in Stein/Marmor oder in Sand eingeritzt worden zu sein.
Fittàzitiert nur auf Seite 168 aus Petronius' Satyricon, daß Spielbretter auch aus Holz der wertvollen Terebinthe hergestellt sein konnten. Trimalchio soll so ein Brett gehabt haben und statt Spielsteine Gold- und Silbermünzen verwendet haben.
@Susanna: Wenn Du gute Literatur zu römischen Gesellschaftsspielen hast, wäre ich Dir dankbar, wenn Du sie mir nennen könntest.
Registriert: Freitag 2. Dezember 2005, 16:38 Beiträge: 139 Wohnort: Köln
Ganz nett ist auch die Zusammenstellung die es im Archäologischen Park Xanten gibt - aber allerdings nicht wirklich gut für Wissenschaftliches Arbeiten. Da geht es eher darum, die Spiele und die Spielregeln zu erklären.
Heißt "So spielten die alten Römer" und ist nicht teuer, dafür aber auch nur zusammengeklebte bunte Pappe. Hat, glaube ich, keine ISBN.
Danke für den Tip mit dem Buch, hab ich mir gleich bestellt. Die Website kenne ich schon und ist eigentlich auch das beste, was ich bisher zu diesem Thema habe finden können.
Registriert: Freitag 2. Dezember 2005, 16:38 Beiträge: 139 Wohnort: Köln
Bei meinen unnachgiebigen Recherchen im Internet bin ich bisher immer wieder auf die folgende (paraphrasierte) Aussage gestoßen:
Die Ägypter haben schon ca. 2000 vor Chr. Intarsien gelegt wie Verrückte. Sowohl Plinius als auch Cicero haben da wohl intarsierte Geschenke bekommen und sich sehr lobend geäußert.
Ergo: als Ägyptischer Import jederzeit machbar, ob die Römer selbst dann auch intarsien gelegt haben, ist mir unklar. Aber da ein großteil der handelswaren aus Ägypten kam, warum nicht auch schicke Intarsierte Spielbretter?
ich liebe degenerierten orientalischen luxus...
Jetzt stellt sich nur noch die Frage: Intarsie oder Marketerie?
Man unterscheidet da nämlich zwischen a) der in das Holz eingelegten Intasie und b) der dünnen Schicht aus verschiedenen Furnieren die auf Holz aufgelegt werden = Marketerie
ich hatte bisher den Fittànur nach den römischen Spielbrettern durchforstet, um Dir bei Deiner Frage helfen zu können. Ich werde mir dann jetzt mal das Kapitel über die ägyptischen Spielbretter vornehmen (wird allerdings nach Pfingsten was, weil wir Hamburger in Augustdorf sind).
Registriert: Freitag 2. Dezember 2005, 16:38 Beiträge: 139 Wohnort: Köln
So! Endlich bin ich fündig geworden! Bei Plinius (d.Ä.), Historia naturalis, Buch 16, Kapitel 84 habe ich einen kompletten Text über's Verblenden gefunden (Kapitel heißt auch "Veneering) hier der relevante Auszug:
The best woods for cutting into layers, and employing as a [p. 3429] veneer for covering others, are the citrus, the terebinth, the different varieties of the maple, the box, the palm, the holly, the holm-oak, the root of the elder, and the poplar. The alder furnishes also, as already stated, a kind of tuberosity, which is cut into layers like those of the citrus and the maple. In all the other trees the tuberosities are of no value whatever. It is the central part of trees that is most variegated, and the nearer we approach to the root the smaller are the spots and the more wavy. It was in this appearance that originated that requirement of luxury which displays itself in covering one tree with another, and bestowing upon the more common woods a bark of higher price. In order to make a single tree sell many times over, laminæ of veneer have been devised; but that was not thought sufficient--the horns of animals must next be stained of different colours, and their teeth cut into sections, in order to decorate wood with ivory, and, at a later period, to veneer it all over. Then, after all this, man must go and seek his materials in the sea as well! For this purpose he has learned to cut tortoise-shell into sections; and of late, in the reign of Nero, there was a monstrous invention devised of destroying its natural appearance by paint, and making it sell at a still higher price by a successful imitation of wood.
Also: Marketerie/Verblendung mit Hölzern wie Zitrusgewächsen, Palme, Terebinthe (wohl eine art Pistazie http://www.odu.edu/webroot/instr/sci/pl ... s/pistacia ), diversen Ahornsorten, Stechpalme, Steineiche, Holunderwurzel, Erle und Pappel sind gesichert, (Buche und Esche wohl auch, beide werden weiter oben im Text erwähnt) desweiteren ist die Verwendung von Schildplatt, (gefärbtem!) Horn und Elfenbein auch nachgewiesen!
So, jetzt fehlen mir nurnoch die realien...Funde, wo seid ihr???
Registriert: Freitag 2. Dezember 2005, 16:38 Beiträge: 139 Wohnort: Köln
Heiho!
Also, ich bin wieder mal auf was gestoßen: Im Herculaneum-Katalog sond diverse INTARSIERTE Funde aufgeführt. Stellt sich wieder die Frage: Intarsien oder Marketerie??? Die Teile, die Erwähnt werden (Kline und Hocker) sind nämlich auch nicht mir auf Reisen gegangen, sondern lediglich im Schriffteil erwähnt und als Zeichnung abgebildet.
Argl... Manchmal würd ich gern die Telefonnummer vom Ausgräber haben und da einfach anrufen...Ich will endlich anfangen!
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Registriert: Freitag 2. Dezember 2005, 16:38 Beiträge: 139 Wohnort: Köln
hm, ist da auch was über Intarsien drin?
Hab in Rezensionen bisher nur von "normalen" Holzsachen gelesen.
12,90 € ist nich teuer, abermal reinschaun bevor man es bestellt wäre nicht schlecht, nur leider haben wirs nicht in der Bib.
Also ich habs hier...sind fast nur reine Holzfunde, aber eine grosse Abhandlung zu den Themen: Holzarten, Holzbearbeitung etc.
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Registriert: Freitag 2. Dezember 2005, 16:38 Beiträge: 139 Wohnort: Köln
Danke für den Tip, Susanna. Inzwischen hab ich bei uns in der Bib das wundervoll Buch von Stam Mols, "Wooden furniture in Herculaneum. Form, technique and function", Amsterdam 1999. gefunden. Sehr gute Abhandlung über die Funde und Holzbearbeitung im allgemeinen.
Und dort hab ich auch herausgefunden, dass mit "Intarsien" tasachlich Marketerie gemeint ist - die Möbel aus Herculaneum, von denen ich bereits geschrieben habe, sind mit einer 1,5 - 2 mm dünnen Holzschicht beklebt, und das eben einerseits als einfarbige Verblendung und andereseits als musterbildende Zierde.
Für das erste nachchristliche Jahrhundert wäre der Nachweis also gelungen - sowohl literarisch als auch in den Realia. Weiter Jahrhunderte harren der Recherche, werden sich aber nicht all zu lange vor mir verstecken können. Nur schade, dass es später keine von phyroklastischen Wellen überrollten Römerstädte mehr gibt.
Also: auf ins Vergnügen! Jetzt fehlt mir nurnoch die Zeit...ich glaube nicht, dass sich meine Profs in der ZP beeindrucken lassen, wenn ich unwissend, aber mit einer Replik eines Hockers aus Herculaneum als Sitzmöbel bei der Prüfung aufschlage...
ich muß Dich leider enttäuschen, aber nach der Durchsicht des Kapitels über Ägyptische Spiele hab ich auch dort leider keinen Hinweis auf Intarsien gefunden.
Das einzige, wo was eingelegt war, war das senet-Spiel von Tutanchamun, welches aber schon ein ganzes Möbel kpl. mit Beinen und Schublade war. Die Einlagen bestanden aus Perlmutt.
Alle Holzspielbretter waren geschnitzt, aber keine Intarsien. Meine Vermutung ist, daß sicherlich nichts gegen Intarsien spricht, die wohl aber sehr teuer und von daher nur für die Reichen waren, während die einfachen Spielbretter für den Großteil der Bevölkerung waren. Oder gar wie in Rom, wo die an öffentlichen Plätzen irgendwo in den Marmor geritzt wurden, so daß man nur seine eigenen Spielsteine mitbringen mußte, sich aber nicht um die Anschaffung eines Brettes kümmern mußte.
Sorry, hätte Dir ja gerne weitergeholfen, zumal ich ja selber auch mal ein tabula- und ein latrunculi-Spielbrett hätte, um diese Spiele auf Lager zu spielen.
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