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 Betreff des Beitrags: römische hochzeit
BeitragVerfasst: Sonntag 23. April 2006, 23:45 
Miles Gregarius (LEG XXI Rapax)
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salutem,
.
ich wende mich mit einer frage an die allgemeinheit in der hoffnung hilfe zu erhalten.
wer kann mir eine quelle nennen bzw. einen literaturhinweiss zum o.g thema? mithraskult oder frühere, egal. interesiert bin ich für den ablauf und wenn möglich, die lithurgie in lat.sprache? weiterhin kleiderordnung usw....?
für hinweise danke im voraus.
.
lukas


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Montag 24. April 2006, 00:20 
Tesserarius
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Salve lucasz,
schön mal wieder was von dir zu lesen :)

Da du ja selbst auch Lektüre kommst empfehle ich dir ein recht altes Buch:
The Roman law of Marriage, Oxford 1930 von Corbett

Die am genauesten überlieferte Form der Hochzeit ist jene, die eine confarreatio enthält, aber da der flamen dialis anwesend war, dürfte diese nur dann in Anspruch genommen worden sein, wenn die Herren Patrizier geruhten eine Frau in ihr Haus zu nehmen.

Im, m.E. nicht wirklich Vertrauenswürdigen Lexikon der römischen Welt v. Fredouille wird folgender Ritus beschrieben.
Die sponga (Braut) in ihrer tunica recta und mit sechs geflochtenen Zöpfen und einem gelben Schleier wird nach einem Opfer und evtl. einer haruspicum und dem Vertragsaustausch per "Händedruck", dem dextratrum iunctio cum manus zur Frau genommen.
Danach ruft man, da sich nichts erhalten hat wohl recht individuell Iuppiter, Iuno, Venus, Fides und ggf. Diana (hier traue ich der Beschreibung am wenigsten) an.

Weiterhin wird in diesem Lexikon eben jene confarreatio beschrieben.
Die sponga wird aus den Armen der Mutter "gerissen" und ins Haus des Ehemannes geführt. Im Vorfeld wurde ein Gewürzkuchen geopfert.
Die Schwelle durfte die Ehefrau nicht berühren und erhält im Atrium als Symbole Feuer und Wasser, spricht "Ubi tu Gaius, ego Gaia", gibt ihm dafür drei Geldstücke.

Wie gesagt, ich traue dieser Beschreibung nicht, da jegliche Quellenagabe fehlt.
Dienstag habe ich etwas Zeit und werde mich in der Uni mal umtun.


Nachtrag: Heinz Günther Horn äußert sich dazu folgend:
...dennoch wurde die Ehe nicht durch einen Rechtsakt geschlossen: Mann und Frau entschieden sich zusammen zu leben, damit war die Ehe rechtsgültig. Ihre Rechtsposition mußte annähernd gleich sein (...)

Dabei bezieht er sich darauf, dass die Sitte ad manus zu heiraten zu Zeiten des Augustus ausstarb, das heißt die Frau behielt ihre Unabhängigkeit und ging nicht "in die Hände" des Mannes übers, also sine manus.

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Wer war froher als Neanth, da er sich Meister von diesem wundervollen
Instrumente sah, wodurch er, ohne das mindeste von der Musik zu
verstehen, der Erbe des Talents eines Orpheus zu sein glaubte! - Lukian

Tib. Gabinius Primus
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 Betreff des Beitrags: hochzeit
BeitragVerfasst: Montag 24. April 2006, 04:29 
danke tobias,
ich verfüge nur über eine spärliche beschreibung vom k.w.weeber, inhaltlich ähnlich wie du es mir freundlicherweise beschrieben hast.
es wäre sehr nett, ist aber nicht notwendig, dass du jetzt eine suche in der uni startest. alleine ein tip, wer es genauer beschrieben hat würde schon reichen. gibt es eine deutsche übersetzung des buches? ich bin ja kommunistisch geschädigt und kann kein englisch.
bis bald. ich freue mich auf das treffen.


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BeitragVerfasst: Montag 24. April 2006, 08:42 
Salve Lukasz,

wenn Du an das englische Buch, welches Tobias empfohlen hat, herankommst aus der Uni-Bibliothek oder sonstwo, könnte ich versuchen die für Dich relevanten Teile zu übersetzen, da ich des Englischen sehr gut mächtig bin.

Vielleicht schaffst Du es ja bis Samstag und kannst es mir dann mitgeben. Dann hätte ich noch genügend Zeit, Dir die entsprechenden Stellen rechtzeitig bis zu dem gewissen Ereignis zu übersetzen.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Montag 24. April 2006, 10:01 
Musica Romana
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einmal hier:

http://www.pogodesigns.com/JP/weddings/romanwed.html

und einmal hier der Ablauf:

http://www.unrv.com/culture/roman-weddings.php

leider beides auf Englisch...

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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Montag 24. April 2006, 14:32 
Tesserarius
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Na da haben wir dann ja schonmal wenigstens eine nutzbare Quelle (Sapho finde ich etwas ....unpassend für eine römische Hochzeit).
Catullus, Carmen 61. Ich schau mal das ich davon Original und Ãœbersetzung bekomme.

Und ist kein Problem in der Uni mal etwas nachzusuchen, siehs als Hochzeitsgeschenk :D

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 Betreff des Beitrags: gratissimus, gratias pro responsum.
BeitragVerfasst: Montag 24. April 2006, 23:14 
Miles Gregarius (LEG XXI Rapax)
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ich danke euch allen für die hinweise und hilfe. die internetseiten kann mir ja svenja freundlicherweise übersetzen. wir werden uns am sonntag sehen. danke an tobias. ich stehe in deiner schuld.
grüsse aus scharbeutz
.
lukas


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Samstag 29. April 2006, 08:43 
Tesserarius
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Unsinn :) mach ich gern.
Kam nur leider diese Woche nicht dazu, war alles ein wenig hektisch.
Kommende Woche werde ich mich bemühen.

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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 4. Mai 2006, 01:55 
Tesserarius
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Soderle, heute hab ich ein wenig Zeit abzweigen können.
Hier die Ergebnisse:

Die für dich im Sinne deiner Darstellung am ehesten in Frage kommende "Ehegemeinschaft" und im Sinne deines Anliegens am wenigsten ist das Concubinatus.
Seit Augustus ist das die stärker verbreitete Gemeinschaft, die ohne rechtliche Grundlage auskommt, also auch kein Erbrecht beinhaltet.
Nach Dienstzeitende wandelten die Soldaten, denen wie gesagt die Heirat verboten war diese in eine gültige Ehe um.
Für das concubinatus gibt es also keine Zeremonie.

"Echter" war da schon die coemptio, die eigentliche Ehe in der die Ehefrau dem Mann in die Hände gegeben wurde (ad manus). Der Vater übergab sie dabei eben jenem Mann und beendete damit ihre Kindheit.

Hauptquelle hierfür: Gaius institutiones I, 113-115

Die oben beschrieben conferratio findet sich übrigens ebenfalls dort.

Eine allgemeine Beschreibung des hier schon beschriebenen, zumindest teilweise den oberen Schichten vorbehaltenen Hochzeitsbrauches fand ich nur im DNP unter "Hochzeitsbräuche"
Dort wird beschrieben:
Der Bräutigam gab der Braut zur Verlobung ein Handgeld (arra) oder einen Ring, den sie am 4. Finger der linken Hand trug, also gleich unseren Verlobungsriten.
Wie bei allen Riten war auch hier wieder die Wahl des Tages von Bedeutung, es schließen sich eben jene aus, die auch für sonstige Geschäfte und religiöse Akte verboten sind.

Zum Zeichen das sie ihre Kindheit ablegt weiht sie am Abend vor der Hochzeit alle Kleidung und ihre Spielzeug den Göttern.
Sie legt daraufhin eine lange, weiße Tunica (regilla) an, die mit einem Gürtel, welcher mit einem Herkulesknoten gebunden wurde, gegürtet sein sollte.
Mir unverständlich ist hier die Äußerung, dass dieser Gürtel von der Brautmutter geknüpft worden sein soll, die als Iuno Cinxia aggierte.

Das Haar wiederum soll mit der Hasta caelibraris, mit der Feinde fällenden/ blutigen Lanze in sechs, mit Wollbändern gebundene Strähnen geteilt worden sein.
Darüber kam ein roter oder orangener Schleier, das flammeum und ein Blumenkranz.

Wie bereits beschrieben, begann am Hochzeitstag das rituelle mit Auspizien oder Haruspizien.
Hierbei kam es oft zu einem opfern von Schweinen, dadurch fiel eben ein guter Teil Fleisch für die Gäste ab.
Das eigentliche Ritual aber bestand in einem Ineinanderlegen der Hände, dem dextrarum iunctiodurch eine pronuba, eine Frau welche in erster Ehe verheiratet war.
Dabei wurde eine Erklärung beider Partner abgegeben, der consensus, der ihre Einigkeit zum Ausdruck brachte. Ein genauer Wortlaut ist nicht zu finden, außer eben im ausschließlichen Rahmen früher, patrizischer Ehen.

Es folgte der Moment, in dem das Paar einen Speltkuchen, wie oben erwähntes farreum libum, miteinander teilte, dabei auf Stühlen saß, die durch ein Schafsfell verbunden waren, bevor der flamen dialis (wiedermal ein Hinweis auf die Besondere Stellung dieser Ehe) ebenfalls einen Speltkuchen dem Iuppiter mit ein paar Früchten opferte.


Während des Opfers umschritt das Brautpaar dreimal den Opferaltar, wurde dann beglückwünscht und das Gastmahl war eröffnet.
Danach wurde die Braut gespielter Weise der Mutter entrissen und durch drei Jungen, deren beide Eltern noch leben zum Haus des Ehemannes geleitet.
Dabei trugen Männer Fackeln aus Weißdornholz und die mitziehende Gesellschaft rief beständig "talasse", während hinter der Braut Symbole des Haushaltes, etwa die Spindel, getragen wurden.
Bei der Ankunft warf, wie oben beschrieben ein paar Nüsse auf die Anwesenden Kinder, zum Zeichen, dass sie ihre Kindheit ablegte und zum Schutz vor Schaden, und es wurden derbe Scherze ausgetauscht.

Den Türpfosten ihres neuen Heimes salbte die Braut und Band Wolle darum.
Damit sie nicht stolperte hob man sie über die Schwelle, nicht der Bräutigam.
Der wartete drinnen. überreichte Feuer und Wasser, sie legte dafür eine Münze, die sie die ganze Zeit dabei hatte, in den Herd, eine in die Hand des Bräutigams und eine die nächste Wegkreuzung.
Die Hochzeitsnacht wurde das Paar allein gelassen, am morgen besuchten die Verwandten sie, opferten gemeinsam und nahmen ein Festmahl ein.


Quellen dafür:
Fest. I 227,286, III 195-206, IV 222-224
Plut. qu. R. 87,285c
Varro rust. 2,4,9
Serv. Aen 4,374
Ov. fast. 6,129 und 165
Liv. I,9
Aur. Vict. 2

Literatur:
P. Zingg, B. Woykos, Religiöser Mythos und Hochzeitsriten, 1989

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 Betreff des Beitrags: Re: römische hochzeit
BeitragVerfasst: Samstag 11. August 2007, 15:10 
Togatus
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Weiss man wie ein Ehering aussah?

Und bloed, ich finde das ueber die Ehehilfsgoettinen nicht mehr, also z.B. die Pertunda, die dafuer sorgt, dass die Frau nicht weglaeuft. Ich dachte das war im Ruepke.

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kitty mea felis octodecim annos nata requiescat in pace. me per plurima vita comitabat. laeta mihique gaudium erat. desiderio eius angor.


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 Betreff des Beitrags: Re: römische hochzeit
BeitragVerfasst: Sonntag 12. August 2007, 12:08 
Musica Romana
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Die Eheringe waren, soweit ich weiss, aus Eisen.

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