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Waffenbesitz
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Autor:  Tib. Gabinius [ Dienstag 6. Februar 2007, 16:57 ]
Betreff des Beitrags:  Waffenbesitz

Eine der häufigsten Fragen lautet: gehörten die Waffen den Soldaten?
Gerade dies würde ich gerne hier diskutieren.

Mit endgültiger Klarheit ist dies nur schwer zu beantworten, aber wir haben verschiedene Indizien die einen Besitz voraussetzen.
Zwei Beispiele:

So 1. die Ritzungen und Punzierungen auf verschiedenen Ausrüstungsgegenständen, vor allem Helmen. Hier wird sehr Besitzer ebenso genannt wie seine Einheit, oft nicht mit Nummer sondern mit Nennung des Offiziers.
Ein Hinweis auf die Vererblichkeit geben mehrfache Besitzernennungen.

2. Tacitus berichtet uns von einer Klage der Soldaten. Darin wird sich effektiv beschwert, dass man von seinen 10 Assen pro Tag auch noch Unterkunft, Verpflegung und Waffen abstottern müßte.

Autor:  cepasaccus [ Dienstag 6. Februar 2007, 17:51 ]
Betreff des Beitrags: 

Haben die Roemer zwischen Besitz und Eigentum unterschieden?

cepasaccus

Autor:  Tib. Gabinius [ Dienstag 6. Februar 2007, 17:57 ]
Betreff des Beitrags: 

Ich bin kein Rechshistoriker, aber im groben gab es eine derartige Unterscheidung sehr wohl, einhergehend mit der Problematik des pater familias eine Notwendigkeit.

Solange die Rüstung nicht abbezahlt war verblieb sie vermutlich als Eigentum dem Staat / der Legion, während sie sich im Besitz des Soldaten befand.

Eine so genaue Regelung, wie aber heute üblich ist in der Trennung Besitz und Eigentum würde ich da nicht anlegen.
Bleicken dürfte dazu etwas geschrieben haben.

Autor:  caivs quintvs [ Mittwoch 7. Februar 2007, 12:03 ]
Betreff des Beitrags: 

Dazu passt auch meine Theorie, das vieles vererbt oder verkauft wurde,
sodaß man mit Sicherheit auch noch Waffen aus dem 1.Jhdt im 2.Jhdt
weiterverwendet hat, also sprich ein Mainzer Gladius auch im 2.Jhdt. noch Verwendung fand. Gleiches kennt man ja auch aus dem Mittelalter, wo viele Ausrüstungsgegenstände vererbt wurden, weil die Dinge einfach zu teuer waren und zu aufwändig in der Herstellung um sie wieder einzuschmelzen.

caivs

Autor:  Tib. Gabinius [ Mittwoch 7. Februar 2007, 15:20 ]
Betreff des Beitrags: 

Bei regulärer Vererbung besteht das Problem, dass im 1. Jh.n.Chr. die Soldaten keine rchtmäßigen Ehefrauen haben durften. Also waren diese eigentlich von der Erbfolge ausgeschlossen, so wie die somit illegitimen Kinder.
Im Laufe der Zeit, gegen Ende des Jahrhundert bzw. zu Beginn des neuen wurden erst die Kinder erbberechtigt, darauf die Frauen u.a. eben durch die Legitimierung der Beziehungen.

Nichts desto trotz gibt es vor allem aus dem zweiten Jahrhundert den ein oder anderen schriftlichen Nachweis, dass Frauen die Ausrüstung ihrer verstorbenen Männer veräußert hatten, mitunter mit deutlichem Wertverlust.
Eine Mainzer-Klinge dürfte es somit kaum ins 2. Jahrhundert geschafft haben.
Recht interessant ist der mir erst vor kurzem bekannt gewordene Fall des Veteranen in Herculaneum, der mitsamt seiner Ausrüstung verschüttet wurde.
Sobald diese Dinge vernünftig publiziert werden kann man den ein oder anderen Vergleich (ohne Allgemeingültigkeit versteht sich) ziehen.

Autor:  caivs quintvs [ Mittwoch 7. Februar 2007, 17:27 ]
Betreff des Beitrags: 

Nach dem Militärdienst, also als Veteran durften sie aber heiraten und die Ehefrau einschließlich eventuell vorhandener unehelicher Nachkommen mit dieser Frau bekamen das römische Bürgerrecht. Somit dürfte die Erbfolge gewährleistet sein, sobald ein Sohn aus dieser Beziehung zur Legion ging.

Und so kam das Mainzer Gladius weiter...
:D
Caivs

Autor:  Quinctilius [ Donnerstag 8. Februar 2007, 19:38 ]
Betreff des Beitrags: 

hm.. könnte man das Ganze nicht auch philosophischer betrachten? Ich aber mich zwar noch nicht viel mit diesem Thema auseinandergesetzt, aber ich würde vermuten, aus dem was ihr schon geschrieben habt das speziell der Gladius kein eigentlicher Gegenstand war, sondern wohl vielmehr die Pflicht des Legionärs.
Jeder Legionär hatte stets seine Pflicht stets bei sich, ohne sie wäre er wertlos für die Legion geworden. Sollte er aber seinen Dienst abgeleistet haben und die Waffen abbezahlt haben, so konnte er die Waffen weitervererben um den nächsten die Pflicht die er selbst getragen hatte weiterzugeben.
Kurz:
Die Legion hat "Kredite" verteilt, je nach Rang wurde der "Kredit" entsprechend ausgeschmückt(Verzierungen). Sobald man Ihn zurückbezahlt hatte (Dienstzeit+Sold) war man frei und bekam Land.

Ich nehme mal an, das man dies vielleicht sogar auf die ganze Ausrüstuang beziehen könnte. Wobei es ja nur eine reine Spekulation von mir ist.

Autor:  Tib. Gabinius [ Freitag 9. Februar 2007, 17:07 ]
Betreff des Beitrags: 

Du meinst wohl die Vergabe eher im Sinne einer Schwertleite, wie sie im hohen Mittelalter üblich war. Hier ging es auch um den Status, der zeremoniell vergeben wurde.

Einen philosphischen oder sozialen Hintergrund hinter dem Werkzeug Schwert zu vermuten würde ich nicht zustimmen.
Eine berühmte Caesarstelle beschränkt den Wert der Waffen, indem er beschreibt, dass er vergoldete und versilberte Waffen und Ausrüstungsteile vergab, damit diese besser auf ihre Ausrüstung acht geben würden.
Daraus ergibt sich ein bei den Soldaten wohl vorhandenes Gefühl des Besitzens wie auch der vorher dagewesenen Sorglosigkeit gegenüber diesen Ausrüstungsgegenständen.
Auch kann man davon ausgehen, dass Männer wie Caesar Soldaten öfter gezwungen waren, ihre Klingen auszutauschen.
Oder mal ein naheligendes Beispiel:
Die Männer der Legio I Minervia verdienten sich ihr Flavia und ihr pia fidelis Domitiana sehr schnell und kurz hintereinander.
Sie nahmen nach ihrer Aufstellung Anfang der 80er vermutlich Teil an Domitians Germanenkriegen, Dakerkriegen und am Kampf gegen den Saturninusaufstand, alles innerhalb der 80er und frühen 90er. Kurz darauf ging es dann in die beiden Dakerkriege Trajans.
Obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass ein Soldat als solcher sämtliche Feldzüge mitgemacht hatte absolut gering ist, werden die neuen Soldaten auf jeden Fall eine ganze Reihe von Kämpfen erlebt haben.
Beschädigung und Abnutzung muß dabei ziemlich hoch gewesen sein.

Auch wäre, bei dem symbolischen Charakter, die Vererbung wohl oberstes Ziel gewesen, allerdings sind fast alle Wiederverwendungshinweise (tolles Wort :P) nicht familiärer Natur, und die schriftlichen Hinweise deuten auf materielles Denken.

Ein sehr hinkender Vergleich in dem Zusammenhang:
Warum sollte jemand heute noch im Krieg ein Original 1. Wk 88 oder 98 nutzen, wenn er ein G3 oder G36 bekommt?

Autor:  Marcus Mentellius Sermonius [ Sonntag 11. Februar 2007, 18:13 ]
Betreff des Beitrags: 

bzgl. des Waffenbesitzes gibt es einen ägytischen Papyrus in dem ein Legionär
einem anderen einen Kredit gibt und als Sicherheit einen mit Silber verzierten
Pugio bekommt.

Entsprechend muß mindstens diese Prunkwaffe im Besitz des Soldaten gewesen
sein.

Es gibt viele Hinweise dieser Art für die frühe Kaiserzeit, für spätere Zeiten werden
die (litherarischen) Hinweise seltener.

Autor:  Holy Spartan [ Donnerstag 8. November 2007, 12:57 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Waffenbesitz

Ave Legio,

ich bin sicher das die Römer damals als sie ihre Legion in: Triarier, Principes, Hastati, Velites, Equites usw. eingeteilt hatten, dass sie die kompletten Waffen selber stellen mussten!

Ab der Marius-Reform waren die Legionen sicher auch von dem ausgerüstet worden der sie sich leisten konnte. Crassus zB hat sicher als er gegen die Parther zog alles selber beglichen.

Die Möglichkeit sich eine besser ausgeführte Waffe zu leisten hatten sie zu dieser Zeit sicher auch.

Später als die Römer sich gegen Ende ihrer Zeit mit immer mehr Hilfstruppen beholfen haben werden sie wohl auch die Truppen aus ihrer Tasche ausgerüstet haben sowie mit Beutestücken.

Das man sich die Teile die man zur Verfügung gestellt bekommen hatte ersetzen musste bei Zerstörung versteht sich von selbst - sicher auch das sie diese zu ihrem Eigentum machen konnten indem sie dafür bezahlten glaub ich auch.


Die Götter mit euch
euer
Holy Spartan

Autor:  Quintus Ulpius Lepidus [ Donnerstag 8. November 2007, 23:24 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Waffenbesitz

Vielleicht gab es Leihwaffen? Die man zu Dienstantritt ausgehändigt bekam, sagen wir mal für 1-2 Jahre. Von einem gewissen Prozentsatz des Soldes wurde die Waffe dann abgestottert, bis sie in das persönliche Eigentum überging. Das hätte den Vorteil, das man später Veteranen günstiger wieder einberufen kann, da sie z.B. Helm und Gladius bereits mitbringen können.

Oder es war, wie bei uns im Verein. Man kauft am Anfang ein günstiges gebrauchtes Schwert von einem in der Gruppe ab, und kauft sich ein neues schönes, sobald man gelernt hat mit dem alten zu kämpfen, welches danach erneut den Besitzer wechselt......wobei es hier schwierig wäre, die Kampfkraft der Legion zu jeder Zeit zu garantieren.


Alle Anmerkungen ohne jegliches Hintergrundwissen ;)

Autor:  Susanna [ Freitag 9. November 2007, 08:42 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Waffenbesitz

Gladius-Leasing? ^^

Autor:  Quintus Ulpius Lepidus [ Samstag 10. November 2007, 16:41 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Waffenbesitz

warum nicht?

Autor:  Lucius [ Sonntag 11. November 2007, 17:34 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Waffenbesitz

SALVETE,

ich könnte mir auch vorstellen, daß Wahrheit irgendwo dazwischen liegt. Die Soldaten haben ihre Ausrüstung gestellt bekommen, aber wer wollte und konnte hat sich evtl. einen besseren Gladius, Pugio oder ... zugelegt.

Nur mit vorstellen und glauben ist die Frage leider nicht zu beantworten. Ich denke man müßte dazu wirklich mal Literatur Stellen sammeln. Auch ist bei der Frage evtl. zu beachten für wann und wo die Antwort sein soll. Es muß ja nicht zu jeder Zeit überall im Römischen Reich identisch gewesen sein.

Ich denke hier können wirklich nur antike Literatur Stellen weiter helfen. Sehr interessant ist die Frage aber auf jeden Fall!

VALE
LVCIVS

Autor:  Tib. Gabinius [ Donnerstag 22. November 2007, 13:40 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Waffenbesitz

Behandelt wurde das Thema in jedem Fall bereits von einigen Fachleuten, etwa O. Stoll oder Wierschowski.

Um es noch einmal zusammen zu fassen:
Von Caesar wird bei Suetonius gesagt, dass er seinen Soldaten edelmentallverzierte Waffen ausgeben läßt, gleiches gilt für die Flavier bei Plinius.
Gleichzeitig wird immer wieder, etwa bei Tacitus von "Spenden" der Soldaten im Zusammenhang mit Bürgerkriegen wie dem im Jahr 69 gesprochen, wenn sie ihre Silberbeschläge usw. zusammen legen.

Verschiedene Papyri sprechen von lebhaften Waffengeschäften, etwa Darlehen zum Kauf von besseren Waffen und Pfandbescheide.
Auch gibt es einen Bescheid, bei dem ein Alenreiter in Ägypten für seine Waffen 103 Denare erhält. Man kann davon ausgehen, dass die Armee hier die Waffen von ihm zurückkauft, um sie dem nächsten Reiter zu geben (abgeleitet u.a. durch die Vielfachnutzungshinweise, wie etwa den diversen Namen auf Helmen gerade kaval. Natur).

An ein "Leasing" mag ich nicht so recht glauben, wie gesagt, viel wahrscheinlicher entsprechend den Hinweisen ist eine Ausrüstung durch den Staat mit Ratenzahlung und paraleller Eigenausstattung.

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