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 Betreff des Beitrags: Re: Qualitätskontrolle
BeitragVerfasst: Freitag 24. April 2009, 14:59 
Philosoph
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Abstrakt betrachtet ist es wumpe, ob man einen Zivilisten oder Militär darstellt, denn das Hobby richtet sich nicht nach den pädagogischen Anforderungen des Publikums, sondern den Interessen des Hobbyisten. Um mehr zivile Darstellung ins Hobby zu bekommen müsste die Gesellschaft den Bedarf nach Männerbündelei, Kraftmeierei und ein bisschen Tschingderassabumm auf anderen Kanälen abdecken; ich denke, gerade dieser ungestillte Bedarf in weitgehend gewaltfreien Zivilgesellschaften (wie unseren) lässt die Leute zu Freizeitsoldaten werden (und mal im Ernst, lieber spielen als Ernst machen).

Gruppen zur Zivildarstellung zu zwingen geht also einfach nicht.

Marktwirtschaftlich wird wieder ein Schuh draus: Museen, die als "Käufer" eine größere Nachfrage nach dedizierten Zivildarstellungen im Markt einstellen, können durch diesen Nachfragedruck ein Umschwenken bzw. eine Angebotserweiterung von rein militärischen Gruppen bewirken.
Leider kaufen Museen (bzw. deren beauftragte Eventagenturen) im Moment viel zu viel "von der Stange", und das ebenfalls entmilitarisierte Publikum begeistert sich am Tschingderassabumm.

_________________
VLG T.M.P./J.H.


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 Betreff des Beitrags: Re: Qualitätskontrolle
BeitragVerfasst: Freitag 24. April 2009, 19:00 
Hetairoi
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Registriert: Dienstag 22. Mai 2007, 17:22
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Nach langem Mitlesen melde ich mich (hoffentlich kurz) zu Wort.
Ich denke ebenfalls, dass der Zwang zur zivilen Darstellung schlecht durchführbar sein könnte.
Man muss allerdings auch erwähnen, das z.B. bei den Griechen der Übergang oft fließend ist.
Ein Zwang würde viele abschrecken, eine Empfehlung zur Bereicherung durch zivile Darstellung von einer anerkannten Dachorganisation (die ich übrigens für sinnvoll halte) wäre vielleicht etwas diplomatischer, und würde ncht gleich zu Widerstand führen.

Zur Bewertung würde ich sagen, sollte es ein System wie von Tertius und anderen angesprochen geben, wenn man "Teilnoten" für die oben bereits erwähnten Fachbereiche vergibt, könnte man ein Qualitätsprofil erhalten, ähnlich wie es bei Hühnereiern oder anderen landwirtschaftlichen Produkten der Fall ist, auch wenn das seltsam klingen mag.
Als Noten fände ich anstelle von Schulnoten (Abschreckungsfaktor!) die Bewertung durch etwas wie das ECTS-System sinnvoll.
Vorallem sollte man klar festhalten, das ein schlechter Grad keine Brandmarkung darstellt sondern vielmehr ein Ansporn zur Verbesserung sein soll.
Ich habe da vielleicht etwas naive Vorstellungen, aber meiner Meinung nach sollte jeder den Ehrgeiz zu ständiger Verbesserung mitbringen, egal ob Hobbyist oder Profi.

Ich sehe natürlich auch die Schwierigkeit der Frage wer denn Benoten soll oder darf.
Eine Möglichkeit wäre, wenn es einen Bewertungsbogen gäbe mit angehängten Erläuterungen zum jeweiligen Grade, sodass bei einem "Vorstellungsgespräch" zu dem z.B. Museen vorab einladen könnten der jeweilige Veranstalter das jeweilige Themengebiet abfragen könnte, um dann mit dem gegebenen System das Qualitätsprofil erstellen zu können. Auf diese Weise ließe sich mit etwas Arbeit verhindern, das eine schlechte Gruppe auftritt die das gewünschte Niveau nicht erreicht.
Meine Vorstellung wäre bei den Vorgeschlagenen Kategorien:

A = Sehr gute Kenntnisse/Fähigkeiten/Engagement/Ausstattung
B = Gute Kenntnisse/Fähigkeiten/Engagement/Ausstattung
C = Kenntnisse/Fähigkeiten/Engagement/Ausstattung weisen unerhebliche Mängel auf, Verbesserung dennoch empfohlen
D = Kenntnisse/Fähigkeiten/Engagement/Ausstattung deutlich Mängel, Verbesserung dringend empfohlen
E = Kenntnisse/Fähigkeiten/Engagement/Ausstattung noch nicht Präsentationsreif

Das kann ja bei Bedarf verfeinert oder allgemeiner gefasst werden.
Auf jedenfall gäbe es hier jedoch keine Kommission die eventuell durch einige boykottiert werden könnte (das gilt nicht für die Dachorganisation), und den Veranstaltern wäre ein Anhaltspunkt zur Wahrung des gewünschten Niveaus gegeben.

Ok, das war nicht kurz, ich hab einfach mal aufgeschrieben was mir eingefallen war, was mir aber wichtig ist, ist ein Vermeiden von Zwängen, das führt meistens zu Streitereien, und eine entspannte Atmospäre wäre doch deutlich besser da eine Entspannung auch zwischen Laien und Fachleuten den Austausch erst fruchtbar macht.

Grüße
Strategos
P.S.: ich hoffe ich hab da jetzt nicht als Laie in fremden Gebieten gewildert......

_________________
Strategos a.k.a Willi Miesen a.k.a. Ariston

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 Betreff des Beitrags: Re: Qualitätskontrolle
BeitragVerfasst: Sonntag 3. Mai 2009, 09:07 
Togatus
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Hallo,

kleiner Hinweis: Bei Chronico beschreibt Martin Klöffler von Facing the Past seine Eindrücke vom 2. Waldkircher Museumsgespräch.

http://chronico.de/erleben/wissenschaft/0000516/kommentare/#kommentar1314

_________________
Heritage Interpreter und Autor


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 Betreff des Beitrags: Re: Qualitätskontrolle
BeitragVerfasst: Samstag 16. Mai 2009, 02:34 
Tesserarius
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Registriert: Montag 5. September 2005, 18:47
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Hier sind eine Menge guter Gedanken geäußert worden, vor allem die Gedanken darum wie eine Qualitätsbewertung auszusehen hat und welche Inhalte davon berücksichtigt werden. Schade das das Gespräch gerade wieder ein wenig einschläft.

Die kurze Randdiskussion um eine erzwungene Zivildarstellung ist, denke ich, beendet, soetwas würde sich nicht durchsetzen lassen und die Qualität vermutlich eher senken als heben.

Wenn wir über Qualitätskontrolle sprechen, dann solllte, wie dies z.B. Susanna zu Anfang schon getan hat, auch über die Wege einer solchen gesprochen werden. Bislang wurde vor allem über die Inhalte der Qualitätskontrolle gesprochen. Wie gesagt sind diese Gedanken m.E. sehr gut und durchdacht, stellen zudem den Kern der Kontrolle dar.
Was man aber an den Reaktionen der meisten Darsteller hier und in vielen anderen Foren und Gesprächen absehen konnte, war die Angst um die Form der Kontrolle.

Ich denke, es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, wie eine solche aussehen kann. Um diese Kontrollen aber zu verstehen ist die Frage nach den Begrifflichkeiten unbedingt zu klären. Zu viele Namen und Ausdrücke schwirren durch den Raum mit zu vielen verschiedenen Interpretationen.

An oberster Stelle sollte das Verständnis stehen, dass eine solche Kontrolle nicht auf den Hobbiiesten zielt, der mit ein paar Freunden oder allein sich etwas zusammenschneidert /-kauft und damit allein im Wald / Garten / Ruine / Mittelaltermarkt /wo-auch-immer-kein-Anspruch-erhoben-wird ein paar für ihn schöne Stunden verbringt. Diese Kontrolle soll, muß und darf erst dann einsetzen, wenn Vermittlung beginnt oder Forschungsarbeit geleistet werden soll, also ein Anspruch erhoben wird.

Ein paar der Möglichkeiten, die diskutiert werden oder mir vorschweben habe ich hier mal zusammengefasst.
Möglichkeiten der Kontrolle:
1. liberal-marktwirtschaftlich: Kritiken. In einer oder mehrerer Fachzeitschriften, am besten in bereits etablierten (und gemeint ist damit keine Szenezeitschrift) machen sich Kritiker daran, Veranstaltungen und Gruppen zu besprechen.
Ähnlich wie dies bspw. im Restaurant- oder Opernbereich üblich ist, werden also Kritiken zu verfassen.
Nachteile daran: Einzelne Kritiker, die nicht über sämtliche geforderte Kompetenzen verfügen können, berichten dabei über einzelne Ereignisse oder ggf. über einen kurzfristigen Zeitraum.
Diese Kritiken müssen in einer recht hohen Dichte erscheinen, um auch nur einen halbwegs vernünftigen Überblick und schlußendlich ein vollständiges (Szene-)bild zu bekommen.
Zudem wird eine Kritik i.d.R. eher als Kauf(ab)empfehlung aufgenommen, die durchaus auch in den Wind geschlagen werden kann.

Vorteil: relativ schnell kann ein etabliertes Fachblatt publik machen, dass es bei ihm für Museumspädagogen und -leiter, die Living History o.ä. einsetzen wollen eine Auswahlhilfe gibt.
Die Kosten würden weder auf die Gruppen noch auf die Museen verteilt, auch würde keine weitere Verwaltung im Staat oder Land fällig, ebensowenig hohe Zuschüsse.

2. Fachjury. Ein Gremium, welches sich aus anerkannten Fachleuten der wichtigen wissenschaftlichen Bereiche (etwa Historiker, Archäologe, Pädagoge) zusammensetzt und eine vielschichtige Bewertung vornimmt. Vielschichtig zum einen im Bereich der oben diskutierten Inhalte aber auch der Kontrollen (soll heißen, nicht nur Kontrolle nach Ankündigung mit Vorlaufzeit aber auch nicht nur heimliches rumdrücken in den Ecken.), ihrer Gestaltung und ihrer Anzahl.
Wichtig dabei ist die Kommunikation und die Transparenz. Die erarbeiteten Kritikpunkte sollten auch, wenn nicht sogar unbedingt zuerst, an die Gruppe übergeben werden und ggf. auch ein Gespräch als Aufbauhilfe möglich sein.
Das Bewertungsergebnis wird schließlich publiziert (Druck wie digital) und dient als eine Art Zeugnis. Mehrere Bewertungen über einen längeren Zeitraum zeigen dann auch das vorhandene Potential (und den Entwicklungswillen).
Darsteller sind an dem Vorgang nicht beteiligt, womit sich Anschuldigungen und reale Verstöße reduzieren dürften.
Nachteil: Kostenintensiv. Die Fachleute müssen bezahlt werden. Zudem ist die Frage nach der Einigung auf bestimmte Personen ein Problem, welches m.E. wiederum in die Hände der Unis gegeben werden sollte und per "Umfrage" dort beantwortet.
Außerdem ist natürlich der Widerwille der deutschen Darsteller, sich von irgend jemand oder irgend etwas "begutachten" zu lassen ausgesprochen groß, warum auch immer.

Möglichkeit 3:
Dachverband: in einigen Zeitbereichen, wie der Napoleonik und dem Civil War gibt es bereits Dachverbände.
Würden sie allgemein erfolgreich eingerichtet, entstünde dadurch eine Art Selbstkontrolle, indem Normen und Mindestanforderungen zum Beitritt aufgestellt werden und die Museen und Schulen die Mitgliedschaft als Meßlatte nehmen könnten.
Nachteile: Enorme Organisationsprobleme. Die Streitereien unter Darstellern und Gruppen sind ein Hindernis, der Zusammenarbeit auf lange Zeit wenig zu zutrauen.
Außerdem bietet das System durch die Selbstkontrolle Platz für Verdächtigungen und realen Missbrauch.
Außerdem wäre das finanzielle Potential extrem begrenzt und würde nie auch nur Ansatzweise den Aufwand entschädigen können.

Als Alternative könnten sich diese Dachverbände versuchen, auf Fachleute der betreffenden Wissenschaften zu einigen und diese dafür zu bezahlen eine solche Bewertung vorzunehmen. Einige der in der ersten Variante bestehenden Probleme würden allerdings auch hier auftauchen.

Möglichkeit 4:
Fortbildungen und Schulungen. Darsteller besuchen von Museen und Bildungsträgern eingerichtete Seminare und Fortbildungskurse, die ihnen Bescheinigungen ausstellen (im Falle des erfolgreichen Bestehens), welche dann zur Bewerbung genutzt werden können.
Nachteile: Diese Kurse fressen viel von der Zeit und dem Geld der Darsteller, die Museen müssten sich auf richtige Bewerbungen wie in der Marktwirtschaft einstellen und ihrerseits Angebote zur Fortbildung und zum Qualifikationserwerb schaffen & betreuen. Auch hier herrscht ein enorm hoher Organisationsaufwand und, ich hoffe der Begriff ist hier richtig angewandt, ein massiver Cashflow wäre von Nöten.
Theoretisch wäre dies die denkbar beste Methode, gerade um die Ansprüche der Pädagogik zu erfüllen und zu verhindern, dass falsches oder Klischeewissen vermittelt wird. Praktisch kommt auch hier die Gefahr des Klüngels noch obendrauf, und die Durchsichtigkeit der vermittelten Inhalte darf zudem in Frage gestellt werden. (bspw. reicht ein Seminar: "Häkeln wie zu Omas Zeiten" zur höheren Qualifizierung? Wer hat es geleitet und was genau wurde darin vermittelt?)

Möglichkeit 5: Feedbackkontrolle
Letztlich geht es ja um die dauerhafte Vermittlung von Wissen und Methoden, de facto handelt es sich zuerst um Visualisierung.
Ob nun die Darsteller ihre Arbeit gut gemacht haben, läßt sich im Nachhinein überprüfen, indem das Publikum stichprobenartig befragt wird. Dabei geht es neben "Gefallen und Nichtgefallen" auch um "Was blieb hängen" "Was wurde vermittelt".
Mit Sicherheit ist dies die für die Darsteller einfachste Methode und eine ebenso zuverlässige.
Nachteil: das Publikum kommt "ins Arbeiten", das Museum stemmt die Organisation und Auswertung auf seinen Schultern und kann die Auswertung mitunter ohne die passenden Fachkräfte gar nicht abschließen

Möglichkeit 6: So belassen wie es ist: die Museen sind de facto für das was sie zeigen verantwortlich. m.E. hat dieses System bereits mehrfach versagt, was angesichts der Größe (oder besser Kleine) mancher Museen kein Wunder ist. Diese kratzen mit Mühe das Geld für eine Veranstaltung zusammen und haben dann weder Finanzen für eigene, große Recherchen über die Darsteller noch das Personal diese zu überprüfen. Auch das fachliche muss keineswegs per se in jedem Museum passen. So kann ein Museum mit dem Schwerpunkt des preußischen Militärs im 18. Jh. auf seiner Veranstaltung mit Zivildarstellern viel gutes tun, sie aber möglicherweise nicht selbst kontrollieren.

Es gibt sicher noch mehr Methoden vorzuschlagen und mehr zu kritisieren oder zu gute zu halten, aber das ist eher mal als eine Zusammenfassung meiner Gedanken dazu gedacht. Auch lassen sich m.E. Details verbinden.

Zu den Inhalten der Vorredner kann ich mich fast nur anschließen.
Ich denke auch das
1.Hintergrundwissen
2.grundlegendes Methodenverständnis
3.ein Mindeststandart an Ausrüstungsqualität
4.Didaktik und Pädagogik
und falls bestimmte Vermittlungsmethoden darin enthalten sind:
5.Darstellerische Fähigkeiten

als Inhalte überprüft werden müssen. Wie gesagt ist 5. dabei abhängig, welche Mittel (z.B. First Person Interpretation) genutzt werden.

Ein wenig vernachläßigt empfinde ich bei der bisherigen Diskussion das Methodenverständnis. Viele Klischees und Fehler in den Szenen entstehen ja durch "Eigeninterpretation" die dann auch weitergegeben wird. Bspw. von Quellen ohne etwas über Quellenkritik zu wissen.
Wie man an bestimmte Quellen herangeht, wie an andere, was man wo aus welcher Quelle herausnehmen kann und was nicht, das ist eben auch nicht "Gottgegeben", und man sollte wenigstens verstehen, warum Archäologen und Historiker etwas ablehnen oder fordern, bevor man es verteufelt.
Oder auch die Interpretation von Begriffen, wie etwa der extremen Ausdehnung der "Experimentalarchäologie", die sicherlich von niemandem mit böser Absicht mißbraucht wird, deren eigentlich enger Spielrahmen und scharfe Voraussetzungen ignoriert werden.


Renatus kann ich nicht zustimmen in der Forderung unbedingt in diesen Prozess auch Darsteller einzubinden. Die Probanten als Prüfer einzusetzen hat sich noch nie bewährt, und, wie Falcon so schön sagte, die Antipathie untereinander würde sich daran weiter erhitzen.
Ich selbst wäre z.B. nie in der Lage mich selbst zu prüfen, der Blick auf sich selbst gerät meist entweder zu kritisch oder zu positiv. Und da ich selbst als Darsteller mittendrin bin, wird meine Kritik per se persönlich und als Angriff genommen (was sich im Forum wie andernorts bereits bewiesen hat).

Sorry das dieses Statement wieder mal so lang wurde

_________________
Wer war froher als Neanth, da er sich Meister von diesem wundervollen
Instrumente sah, wodurch er, ohne das mindeste von der Musik zu
verstehen, der Erbe des Talents eines Orpheus zu sein glaubte! - Lukian

Tib. Gabinius Primus
alias Talos
alias Tobias


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 Betreff des Beitrags: Re: Qualitätskontrolle
BeitragVerfasst: Dienstag 19. Mai 2009, 09:21 
Togatus
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Registriert: Dienstag 10. Januar 2006, 12:44
Beiträge: 76
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Hallo,

eine sehr gründliche Analyse der Möglichkeiten Tobias. Der Hinweis auf das Methodenverständnis finde ich sehr wichtig - das hatte ich bisher stillschweigend zum Fachwissen hinzugezählt!

Was die Gestalt einer Qualitätskontrolle angeht, so muss ich leider sagen, dass ich immer pessimistischer werde, je länger ich mich mit dem Thema beschäftigte. Ich sehe derzeit nur wenige Möglichkeiten, dem allgemeinen Wunsch nach besserer Qualität und deren Kontrolle ein akzeptiertes und vor allem wirklich effektives Gerüst zu verleihen.

So viele Fachleute, wie es bräuchte, um alle Spielarten der Darstellungen durch die Jahrtausende abzudecken, könnte man kaum von den Universitäten abziehen und der peer-review, die Beurteilung durch andere Darsteller würde nur die allgemein bekannten Streitereien potenzieren und das System binnen kürzester Zeit zum Zusammenbruch bringen.

Es wird also wohl auch in Zukunft von jedem einzelnen abhängen - von jedem einzelnen Darsteller und jedem einzelnen Auftraggeber (sprich Museen usw.) - auf die Qualität zu achten. Es dürfte bezeichnend sein, dass es auch in anderen Ländern mit längerer Tradition in LH keine umfassenden Kontrollorgane existieren.

In den USA und GB z.B. bilden historic sites ihre eigenen interpreter aus, anstatt sich nur auf reenactors zu verlassen. Mark Wallis fasste diese Möglichkeit zur Qualitätssicherung in eine einfache Formel zusammen (sinngemäß): "Find the right people, train them well - and then get them the right costume".

Dieser Vorschlag führt, wenn man ihn konsequent zu Ende denkt, natürlich weg von der deutschen Szene hin zu einer berufsmäßigen LH durch ausgebildete Interpreter. Das dürfte aber nicht nur ein neues großes Schreckgespenst für manche reencators sein, sondern scheitert derzeit auch noch schlicht daran, dass es bisher keine echten Ausbildungsmöglichkeiten in Deutschland gibt.

Was nicht heißt, dass ich die bisherige Diskussion völlig für nutzlos halte. Egal, auf welche Lösung man hin arbeiten möchte oder könnte, zunächst ist es notwendig, in einer breit angelegten Diskussion zu einem gewissen Konsens zu gelangen, was nun die Qualität in der LH ausmacht. Hier sind wir, denke ich, auf den letzten vier Seiten schon recht weit gekommen und das sollten wir nicht unter den Tisch fallen lassen - im Gegenteil! Die Ideen müssen hinaus in die Welt - auf die Treffen, Lager, Konferenzen und Veranstaltungen.

_________________
Heritage Interpreter und Autor


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