Registriert: Montag 5. September 2005, 18:47 Beiträge: 3128 Wohnort: Swisttal
Vor kurzem gab es eine kleine Diskussion, warum man, berechnet man ein Alter oder einen zeitlichen Abstand der über die "Christustgeburt" hinausgeht, dem Ergebnis der Berechnung am Ende ein -1 anfügen muß, um das korrekte Ergebnis zu erhalten.
Zuerst einmal gilt es, das Jahr 0 als Zeitbrücke auszuschließen, denn dieses gibt es nicht. Das Tutorium des verdienten Althistorischen Lehrstuhls der Uni Eichstätt schreibt dazu:
Code:
Zum Schluss eine Warnung vor den Tücken der ganz modernen Jahreszählung: Es gibt in unserer Ärenzählung ab Christi Geburt kein Jahr 0! Erstens ist die „0“ ein Erbe, das erst die Araber an Europa vermittelten, und zweitens wäre eine Zeitangabe „im 0. Jahr nach Christi Geburt“ evidenter Unsinn. Der Ausgangspunkt jeder Ärenzählung ist ein Zeitpunkt, von dem aus die Jahre gezählt werden, oder haben Sie einmal Ihren 0. Geburtstag gefeiert? Daraus folgt â€" ganz logisch: An das Jahr 1 v. Chr. schließt unmittelbar das Jahr 1 n. Chr. an!
Dies führt dazu, dass man diese Zeitspanne, die sich ja aus einem Zeitpunkt der Geburt bis 1 Jahr vergangen ist ergibt, rausrechnen muß. Dies geschieht durch eben das Einfügen der -1 in die Rechnung.
Prominentes und den Römerdarstellern eigentlich bekanntes Beispiel ist Junkelmanns kurze Kritik in seinem ersten Kapitel der Legionen des Augustus:
Zitat:
Die einstige Metropole (...) hatte sich entschlossen, (...) ihre Existenz auf den Feldzug 15 v.Chr. zurück zu führen und im Jahre 1985 ihr großes Jubiläum zu veranstalten. Dieser Idee lag ein (verbreiteter) Rechenfehler zugrunde, denn da es das Jahr 0 nicht gegeben hat, wäre der korrekte Termin für die Geburtstagsfeier erst 1986 gewesen.
Um das abstrakte vielleicht zu verdeutlichen: ein Mensch rechnet sein Alter von seiner Geburt. Bis es seinen ersten Geburtstag feiert vergeht ein ganzes Jahr. Zwischen dem Jahr 1 v.Chr und dem Jahr 1 n.Chr. liegt aber eben nicht dieses eine ganze Jahr, die Geschichte überspringt also die Zeit, die bei dem Baby ausgedrückt wird mit Worten wie "er / sie ist zwei Monate alt".
Ich hoffe, dieses Beispiel machte es nun allen verständlicher
_________________ Wer war froher als Neanth, da er sich Meister von diesem wundervollen Instrumente sah, wodurch er, ohne das mindeste von der Musik zu verstehen, der Erbe des Talents eines Orpheus zu sein glaubte! - Lukian
Tja, viele Sekten haben sich ja auch im falschen Jahr zum "Weltuntergang" getroffen.
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Darstellung: Pezhetairos, Epirot
Ja, nachdem ich auf der Heimfahrt nochmal drüber nachgedacht hab hats mir auch eingeleuchtet. Trotzdem nochmal danke für die erneute Ausführung.
Allerdings find ich das Beispiel mit dem Baby komisch. Zwischen "Monat X, Tag Y, 1 v.Chr." und "Monat X, Tag Y, 1 n.Chr." liegt doch schon ein ganzes Jahr, aber halt nicht 2 Jahre, wie in der mathematischen Differenz zwischen -1 und 1. Oder muss ich jetz zwei Jahre abziehn?
Registriert: Montag 5. September 2005, 18:47 Beiträge: 3128 Wohnort: Swisttal
Nein zwischen -1 und 1 liegt in der Tat ein Jahr, aber eben nicht zwei, da von -1 zu 0 ein Jahr wäre und von 0 zu 1 ein Jahr wäre. So rechnet man eben -1 zu 1 = 1 Jahr.
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Registriert: Sonntag 20. Januar 2008, 00:06 Beiträge: 416 Wohnort: vicus bonnensis
Gut, das du die "Problematik"/ das Missverständnis nochmal angeführt hast, Tobi!
Nicht ganz unwichtig das, v.a. wenn man die vielen Jubiläums-/ Jahhundertfeiern von Städten sieht und die alle falsch rechnen ...
Und wie schon angeführt, zwischen -1 und 1 liegt nur ein Jahr, man muss also generell nur ein Jahr abziehen! (Die Thematik wäre übrigens auch was für den Studientag - zur Sicherheit kann man das kurz mal ansprechen...).
_________________ "sed quot homines, tot sententiae; falli igitur possumus."
Cicero, De Finibus bonorum et malorum I, 5, 15
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Darstellung: Pezhetairos, Epirot
Tib. Gabinius hat geschrieben:
Nein zwischen -1 und 1 liegt in der Tat ein Jahr, aber eben nicht zwei, da von -1 zu 0 ein Jahr wäre und von 0 zu 1 ein Jahr wäre. So rechnet man eben -1 zu 1 = 1 Jahr.
Na gut, dann hab ichs richtig verstanden und das Baby hat mich nur etwas verwirrt
Nochmal eine Frage, zudem weiß ich nun nicht ob das richtig ist???
Also Christus ist ja im Jahr 0 (-1/+1) geboren??? Nun habe ich irgendwo mal aufgegriffen das König Herodes schon im Jahr 5 v. Chr. gestorben ist. Somit würde das ja mit der Kindertötung nicht hinhauen, da besagter König ja schon ein paar Jahre tot ist ???
Stimmt das nun so??, oder wo ist dort der rechenfehler ???
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Darstellung: Pezhetairos, Epirot
ich glaub das ist kein Rechenfehler, sondern nen Datierungsfehler. Hab mal gelesen, dass Christus eigentlich 7 v.Chr. rum geboren sein soll. Aber da kann Sparates sicher Licht ins Dunkel bringen.
Registriert: Sonntag 20. Januar 2008, 00:06 Beiträge: 416 Wohnort: vicus bonnensis
Das ist ein einfacher Datierungsfehler, der Mönch der die Geburt Jesu ausgerechnet hat (Namen habe ich vergessen), hat sich um etwa 7 Jahre vertan (u.a. hat er auch vergessen, dass man -1 rechnen muss und das Jahr 0 nicht existiert, aber das nur nebenbei...) - daher die Diskrepanz.
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Witzig genau über dieses Thema habe ich mir seit Tagen den Kopf zerbrochen. Doch eines ist mir noch nicht klar. Sagen wir der Mönch hat um 500 n. Chr. das Datum von Christi Geburt ausgerechnet, doch nach welcher Zeitrechnung wurde bis dahin gelebt (sagen wir nach der Blüte der Römer) - der von J.C. Und wer hat die christliche Zeitrechnung eingeführt(der Papst?) und wann? es Grüsst Skopernikus
Registriert: Montag 5. September 2005, 18:47 Beiträge: 3128 Wohnort: Swisttal
Das ist damals wie heute: andere Zeiten / Regionen, andere Rechnung. So wie orthodoxe Juden noch heute "von der Gründung der Welt" rechnen (wenn ich mich recht erinnere Spätjahr 3761 v.Chr.), so rechneten die Römer eigentlich "von der Gründung der Stadt" (a.u.c.) 753 v.Chr. De facto war es eine Eponymenzeitrechnung, als eine Zeitrechnung, die von der Amtsgewalt gewisser Personen ausging. In der Republik rechnete man deshalb "Im Jahr der consules Caesar und Bibulus" (nur ein Beispiel, das sich anbietet, da man sich nach dem Rückzug Bibulus in dessen Haus für den Rest seiner Amtszeit lustig machte, indem man zwei der Namen Caesars nannte).
Auch in der Kaiserzeit wurde eine gewisse Zeit dieses System noch beibehalten, üblich wurde aber, bzw. setzte sich durch vom Amtsantritt (oder besser DEN Ämtern) des regierenden Kaisers zu rechnen.
Spätantike ist nicht meine Stärke, aber ich bilde mir ein, dass auch Diokletian eine geraume Zeit als Epochenmarke hergehalten hat. Aber da möge man mich berichtigen.
Eingeführt wurde die Zeitrechnung offiziel von einem der Kaiser des 6. Jh.n.Chr. also entweder Justinian oder Theodosius.... was nicht heißen soll, das sei nicht bekannt, sondern das ich mich etwas intensiver mit der Spätantike auseinander setzen muß um mein Gedächtnis aufzufrischen...
Wer es erdachte fällt mir nicht ein, aber da hilft sicherlich jemand aus
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Ich meine nämlich, die war 17 v.Chr., aber sicher bin ich mir nicht.
17 Jahre Schwangerschaft wären etwas lang, wenn ich jetzt mal von einer biologischen Zeugung ausgehe.
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also -1 bis 1 sind zwei, das beispiel leuchtet mir nicht ein. ich verstehe durchaus das problem, und mir ist auch klar das es das 0te jahr nicht gegeben hat, aber -1 bis 1 sind bei mir 2.
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