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Linothorax
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Seite 2 von 2

Autor:  geala [ Sonntag 3. Juni 2007, 13:25 ]
Betreff des Beitrags: 

Da es mir im Forum etwas zu ruhig ist :D , habe ich mal eine Bitte/ ein paar Fragen. Das Thema wird zwar auf RAT gerade intensiv besprochen, aber hier kann man wenigstens in Deutsch schreiben. :wink:

Kann man eure Leinenpanzer irgendwo sehen? Postet mal ein Bild oder gebt mir einen Hinweis.

Hat jemand einen Leinenpanzer ohne Leim gebaut, vielleicht gesteppt? Hat jemand einen Lederpanzer (gebaut)? Wie verhalten die sich? Wie tragen sich Eure Panzer, wie schwer sind sie?

Habt ihr eine antike Quelle für die Benutzung von Leim? Die Frage ist gemein, denn es gibt wohl keine, aber man weiß ja nie. :wink: Schließlich wird die Verwendung von Leim stark in Frage gestellt. Daher habe ich mit Interesse von der guten Schutzwirkung Eurer Panzer gelesen. Auf RAT schreibt einer von einem Test, wo jemand einen geleimten Leinenpanzer mit Leichtigkeit mit einem Schwerthieb durchdringen konnte.

Könnte man in Euren Leinen- oder Lederklappenpanzern problemlos eine Schleuder benutzen?

Das Leinen und Leder als Panzermaterial verwendet wurden, ist meiner Ansicht nach eindeutig. Nur die verschiedenen Konstruktionen sind problematisch.

Ich suche für mich übrigens immer noch nach einem Leinen- oder Lederpanzer ohne die Schulterklappen, eine reine Westenform. Falls jemand eine Quelle kennt, wäre ich dankbar.

Autor:  Tib. Gabinius [ Sonntag 3. Juni 2007, 13:39 ]
Betreff des Beitrags: 

Eigentlich sollten bei uns die stellen im Kitguide Thema Lino mit Bildern von meinem Bau gefüllt sein (HINWEIS AN LARS!!!).
Ich habe den Fehler gemacht, 17 Lagen zu verwenden. Daher ist meiner zu steif geworden an den Kanten und läßt sich nur sehr schlecht schließen, was zur Folge hat, dass er auf einer Seite etwas "absteht".
Er trägt sich gut, vom Gewicht weit unter 10 kg, da kommt auch nichts druch, allerdings würde ich schon was zum polstern drunter tragen, wenn auch nicht so dick wie bei anderen Panzern.

Nähen halte ich für deutlich aufwendiger und ineffektiver, da der Klebstoff zur Versteifung und zum aufquellen beiträgt, und selbst eine Schicht bildet.

Bild

Die Bewegungsfreiheit der Arme ist nicht eingeschränkt, Schleudern usw. geht problemlos.
Weder Leder noch Leinen ist nachgewiesen, aber der Name gibt zumindest einen Hinweis auf das Material. Man kann Leder zwar nicht ausschließen, aber es macht m.E. keinen Sinn.

Die Schulterklappen sind mehr oder weniger obligatorisch, Größe und Form kann variieren.
Ich kenne keine "Weste" als Panzer.

Autor:  geala [ Montag 4. Juni 2007, 09:35 ]
Betreff des Beitrags: 

Vielen Dank für die schnelle Antwort und das Foto. Kann man sich mit dem Panzer gut bücken, er sieht recht lang aus?

Scheinbar gehen alle an der RAT-Diskussion Beteiligten davon aus, daß das Verkleben die Schutzwirkung des Leinens reduziert . Ich glaube das auch, da die Flexibilität der Lagen/Füllung zueinander, die für Stoffpanzer eigentlich wesentlich ist, verschwindet. Ich kenne keine Kultur mit Stoffpanzern, deren Konstruktion eindeutig nachgewiesen ist, die Klebstoff verwendet hat. Eigentlich gilt, je weicher, desto besser. Die Idee des Klebens bei griechischen Panzern hat ja einzig und allein den Grund, das Verhalten der offenen Schulterklappen auf Bildern zu klären. Allerdings erscheinen die Panzer auf manchen Bildern schon irgendwie als etwas "steif" und Steppungen (versteifen auch) sieht man kaum bildlich rübergebracht. Ein echtes Rätsel. :? :P

Vielleicht interessiert es jemanden, was ich von RAT und anderen Foren in der letzten Zeit mitbekommen habe, bzw. woanders gelesen habe; war sehr lehrreich für mich:
- Leinen ist für die klassische Zeit nicht nachgewiesen. Es gibt Erwähnungen von Leinenpanzern bei Homer (irrelevant, finde ich) und bei Alkaios (um die Wende 7./6. Jhr., also interessanter). Scheinbar wurde in einem Grab auf Rhodos, datiert ca. 350 v.Chr., ein aus vielen Lagen gestepptem Leinen bestehendes Stück gefunden worden sein, welches als Panzer interpretiert wird (noch nicht publiziert): das wäre ja mal ein Knüller!
- Lederreste von Panzern aus dem 8. Jhr. v. Chr. sollen in Argos gefunden worden sein (irrelevant). Pollux zitiert in seinem "Lexikon" Onomastikon eine Stelle, in der ungefähr gesagt wird: "Die spolas ist ein thorax aus Leder, von/an den Schultern befestigt; so daß Xenophon spolas anstelle von thorax sagen konnte." Leder würde die Steifheit der Klappenpanzer auch erklären, daher halten manche die Spolas für diesen Kompositpanzer.

Ich glaube das irgendwie nicht, ich halte die Spolas für einen simplen westenartigen Leder- oder Leinenpanzer, der als Unterlage für Thorakes oder auch alleine als Schutz dienen konnte. Daher die Frage nach dem Panzer und der Schleuder; leider kann man aber scheinbar in dem Klappenpanzer schleudern, also hilft mein Gedanke nicht weiter (Xenophon sagt in der Anabasis an einer Stelle, daß Thorakes und Spolades an Reiter und Schleuderer verteilt wurden, wobei unklar ist, ob die Reiter beides oder die Reiter die Thorakes und die Schleuderer die Spolades kriegen; letzteres wäre unwahrscheinlich, wenn man im Klappenpanzer nicht gut schleudern könnte und die Spolas dieser Panzer wäre; aber man kann ja wohl problemlos schleudern, also kann die Spolas der lederne Klappenpanzer sein.)

Hhmm, das Thema interessiert mich ziemlich, andere vielleicht nicht so, also entschuldige ich mich abschließend schon mal für mein vieles Labern. :D

Autor:  Tib. Gabinius [ Montag 4. Juni 2007, 10:29 ]
Betreff des Beitrags: 

geala hat geschrieben:
Vielen Dank für die schnelle Antwort und das Foto. Kann man sich mit dem Panzer gut bücken, er sieht recht lang aus?

Es geht, nicht so gut wie in meiner squamata, in etwa so wie in meiner segmentata.

Zitat:
Scheinbar gehen alle an der RAT-Diskussion Beteiligten davon aus, daß das Verkleben die Schutzwirkung des Leinens reduziert . Ich glaube das auch, da die Flexibilität der Lagen/Füllung zueinander, die für Stoffpanzer eigentlich wesentlich ist, verschwindet. Ich kenne keine Kultur mit Stoffpanzern, deren Konstruktion eindeutig nachgewiesen ist, die Klebstoff verwendet hat. Eigentlich gilt, je weicher, desto besser.

Das gilt eigentlich nur für Unterpanzerungen, die kinetische Energie auffangen sollen. Um Schnitte und Stiche abzufangen gilt nach wie vor: he härter und steifer, desto besser.



Zitat:
Die Idee des Klebens bei griechischen Panzern hat ja einzig und allein den Grund, das Verhalten der offenen Schulterklappen auf Bildern zu klären. Allerdings erscheinen die Panzer auf manchen Bildern schon irgendwie als etwas "steif" und Steppungen (versteifen auch) sieht man kaum bildlich rübergebracht. Ein echtes Rätsel. :? :P

Die steifen und aufspringenden Schulterklappen sind nur exemplarisch.
Es gibt auch keinen Faltenwurf, die wenigen Szenen des Anlegens zeigen ebenso wie die beiseite "gestellten" Waffen eine außerordentliche Steifheit, die so durch Nähen kaum zu erklären ist.



Zitat:
- Leinen ist für die klassische Zeit nicht nachgewiesen. Es gibt Erwähnungen von Leinenpanzern bei Homer (irrelevant, finde ich) und bei Alkaios (um die Wende 7./6. Jhr., also interessanter). Scheinbar wurde in einem Grab auf Rhodos, datiert ca. 350 v.Chr., ein aus vielen Lagen gestepptem Leinen bestehendes Stück gefunden worden sein, welches als Panzer interpretiert wird (noch nicht publiziert): das wäre ja mal ein Knüller!

Da hat man im RAT falsch gelegen. Leinen ist belegt, auch und gerade in klassischer Zeit, vermutlich über den Kontakt mit Ägypten oder den kleinasiatischen Siedlungen eingeführt.
Die Erwähnung bei Herodot (ich denke ihn meintest du) ist auf keinen Fall irrelevant, zeugt sich doch vom Austausch dieser Ware, der Bewunderung für deren Kunstfertigkeit und Gebrauch.
Wie Frau Pekridou-Gorecki sehr gut ausführt, sind weitere Nachweise die Auffindung von Flachssamen im Kulturgut sowie die Aufnahme der Wörter Flacharbeiterin und Leinen bereits in den mykennischen Wortschatz.
Kurz, Flachs und Leinen als ungenutzt anzunehmen ist falsch und widerspricht den Quellen, auch wenn wir dazu bislang keine chitonfunde haben. Gemessen an der großen Zahl der zwangslöufig im römischen Reich getragenen tunicae haben wir aber auch hier verschwindend geringe Fundmengen, was nur ein Beweis für den guten Zerfall der Textilien bietet, nicht für das Ausbleiben von Bekleidung.


Zitat:
- Lederreste von Panzern aus dem 8. Jhr. v. Chr. sollen in Argos gefunden worden sein (irrelevant). Pollux zitiert in seinem "Lexikon" Onomastikon eine Stelle, in der ungefähr gesagt wird: "Die spolas ist ein thorax aus Leder, von/an den Schultern befestigt; so daß Xenophon spolas anstelle von thorax sagen konnte." Leder würde die Steifheit der Klappenpanzer auch erklären, daher halten manche die Spolas für diesen Kompositpanzer.

Bis das nicht publiziert ist bin ich skeptisch.
Das es Lederpanzer gab ist aber unstrittig. Die Panzer aus Krokodil in Ägypten sind mittlerweile ja recht bekannt.

Zitat:
Ich glaube das irgendwie nicht, ich halte die Spolas für einen simplen westenartigen Leder- oder Leinenpanzer, der als Unterlage für Thorakes oder auch alleine als Schutz dienen konnte.

Es gibt eine mir bekannte (und im RAT auch einmal gepostete) Vasenmalerei, die jenen Unterpanzer zeigt. Er scheint aber eher aus Wolle oder etwas anderem "flauschigen" als Leder zu sein, was auch Sinn ergibt.
Leder als Unterpanzer macht nur Sinn, wenn die Oberfläche sowieso alles abfängt, auch die kinetische Energie und nur die Bekleidung zu schützen ist.
Was aber nicht ausschließt, das es nicht doch etwas in der Art gab :)



Zitat:
Hhmm, das Thema interessiert mich ziemlich, andere vielleicht nicht so, also entschuldige ich mich abschließend schon mal für mein vieles Labern. :D

Dafür sind wir hier.

Autor:  geala [ Montag 4. Juni 2007, 14:51 ]
Betreff des Beitrags: 

Äh, sorry, das mit dem Leinen habe ich mißverständlich ausgedrückt. Es gibt keinen Nachweis für Leinenpanzer in der klassischen Zeit, meinte ich. Das hat mich doch ziemlich verwundert. Leinen an sich war in Griechenland sicherlich bekannt, wurde angebaut und importiert.

Alle Erwähnungen von Leinenpanzern (z.B. Herodot - Amasisgeschenk, Xenophon über manche kleinasiatische Stämme) betreffen fremde Kulturen. Bei Homer wird der linothorex ein paar mal erwähnt - m.E. wenig relevant, weil höchstens für die Zeit um 750 v. Chr. bedeutsam.

Dito die angeblichen Lederpanzerreste aus Argos (die sind publiziert): 8. Jhr. und damit ohne große Bedeutung.

Alkaios ist da schon bedeutsamer, da näher dran: er spricht von thorrakes neo lino. Sonst gibt es wohl keine Erwähnung von linothorakes vor der hellenistischen Zeit. Es gibt aber wohl kaum jemanden, der an der Existenz von Leinenpanzern in der Klassik zweifelt.

(Hier ist der Thread auf RAT dazu, schlappe 14 Seiten, interessant ab Seite 5.): http://www.romanarmy.com/rat/viewtopic.php?t=11839


Der Leinenfund aus Rhodos wäre ein echter Clou, 350 v. Chr. ist ja quasi fast noch klassisch und dann auch noch gestepptes Leinen! Snodgrass soll dem Schreiber mündlich versichert haben, es würde sich um gesteppte Leinenschichten handeln. (Habe ich nicht von RAT, sondern aus dem EB-Forum.)

Interessant auch dieser Thread zum Leinenpanzer mit Hinweisen auf ältere RAT-Threads: http://www.romanarmy.com/rat/viewtopic.php?t=16574


Hier habe ich mal zwei seltsame Bilder von Panzern (?) gepostet und um Einschätzung gebeten, bisher ohne große Resonanz: http://www.romanarmy.com/rat/viewtopic.php?t=16660
Vielleicht habt ihr eine Idee? Ich will mir so etwas ähnliches bauen.

Zur Frage der Wirkung gegen Panzer allgemein und zum seltsamen Phänomen, welches harte Stoffpanzer schwächt, im besonderen, ist dieser Thread hilfreich: http://www.romanarmy.com/rat/viewtopic.php?t=16243

Autor:  Philippos [ Montag 4. Juni 2007, 19:43 ]
Betreff des Beitrags: 

Die Diskussionen über Leinenpanzer oder Lederpanzer gibt es schon lange im RAT. Verfolge sie auch ab und an, bis es mir zu spekulativ wird....
Tatsache ist doch, wir wissen da viel zu wenig um mit Sicherheit sich festzulegen.
Warum möchtest du dir als leichter einen Panzer machen, denk doch mal über eine Schafsfellweste nach. Danch sieht mir etwas dein erstes Bild aus, welches du im RAT eingestellt hast.

Autor:  geala [ Montag 4. Juni 2007, 20:38 ]
Betreff des Beitrags: 

Hähähä, ich habe ein bißchen mit Waffen rum experimentiert (meine Speere hab ich leider immer noch nicht) und mir vorgestellt, wie unangenehm das wäre, wenn einen so was trifft. :D

Aber stimmt schon, als Peltast werde ich ohne Schutzkrams rumlaufen, es muß ja auch echte Helden geben. :wink:

Wahrscheinlich mache ich mir eine Schaffellweste oder eine dicke Wollweste (so könnte man das zweite Bild auch interpretieren).


Die neuen Threads auf RAT zum Thema finde ich erheblich gehaltvoller als die alten, die ich mir alle angetan habe. Und witzig war der Zusammenbruch der anti-Leder-Fraktion (zu der ich auch gehörte) unter der Wucht der anderslautenden Quellen. :)

Autor:  caiustarquitius [ Dienstag 5. Juni 2007, 00:41 ]
Betreff des Beitrags: 

Wobei die "pro-Leder-Fraktion" immer noch nicht darlegen konnte, ob es sich um Leder bzw. Rohhaut handelt. Rohhautrüstung ist z.B. im Lateinischen belegt (Ligurer, z.B.) Leder eher nicht. Ist immer schwierig, wenn die Quellen nur von "Haut" bzw"Häuten" sprechen, da kann man als Übersetzer, der gar nicht weiß, daß es einen qualitativen Unterschied gibt, immer mal schnell aus "Haut" "Leder" machen kann. Wenn ich eine der beiden Rüstungen tragen müßte / dürfte, würde ich mich jedenfalls für die Rohhaut entscheiden. Ich kann jedem, der sich dafür interessiert, mal empfehlen, ein modernes Lexikon zur Materialkunde durchzulesen. Dann erübrigt sich die Frage relativ schnell... :roll:

Autor:  geala [ Dienstag 5. Juni 2007, 08:18 ]
Betreff des Beitrags: 

Gibt es bei Rohhaut nicht ein kleines Nässeproblem? :twisted: :wink:

Oder tritt das nur in Verbindung mit anderen Materialien auf? Was passiert mit einem nassen (Regen, Schweiß) Rohhautpanzer? Kann ein Rohhautpanzer Pteruges haben? Wie starr ist das Material? Etwas beweglich scheinen die Klappenpanzer doch gewesen zu sein.

Autor:  Perdikkas [ Dienstag 5. Juni 2007, 12:08 ]
Betreff des Beitrags: 

also ich hab noch nie nen Panzer aus Rohhaut gesehn, aber ich hab das Zeug schon zu Laternen verbaut und würde es auch lieber anhaben als Leder. Da gibts schon nen ziemlichen Härteunterschied.

Autor:  LISANDER [ Dienstag 3. Juli 2007, 01:10 ]
Betreff des Beitrags:  thorax

hi was ist mit filz ? ich habe mier eins aus 10mm filz matte gemacht und mit leine ubrzogen ist eine logische wariante wolle hatten die grieschen in uberfluss

Autor:  geala [ Mittwoch 4. Juli 2007, 17:47 ]
Betreff des Beitrags: 

Filz wurde auf RAT auch als mögliches Material erwähnt. Antike Quellen/Funde dafür sind mir nicht bekannt. Die Wirksamkeit müßte man mal testen.

Autor:  LISANDER [ Mittwoch 4. Juli 2007, 18:58 ]
Betreff des Beitrags:  thorax

also ich habe 10mm filz matte mit knochn leim betrenckt und 6 schischten grobbe leine uberklebt das ist si hart wie holz

Autor:  Ariston [ Montag 13. August 2007, 17:39 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Linothorax

Saugt der Filz nicht sehr viel Leim auf?
Hört sich nämlich an sich gar nicht so schlecht an.
Dürfte ja die Wirksamkeit stark erhöhen........
Grüße
Strategos

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