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Votivaltare damals und heute?
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Autor:  cepasaccus [ Sonntag 18. März 2007, 16:25 ]
Betreff des Beitrags:  Votivaltare damals und heute?

Hier scheint es ja durchaus ein paar glaubige Menschen zu geben ... vielleicht koennt ihr mir also etwas dazu schreiben:

Hier in Franken und sicherlich auch anderso gibt es:
  • alte, massive, schlichte Steinkreuze
  • alte, viereckige Steinsaeulen, eventuell noch mit einem Metallkreuz oben drauf in die wohl auch mal kleine Tafeln eingelassen waren
  • moderne Steinsaeulen aehnlich den gerade genannten
  • ein modernes Tempelchen von der Groesse eines kleinen roemischen Votivaltares bestehend aus Rueckwand, zwei Saeulen, die ein Daechlein stuetzen und darin ein Heligenbild
  • Kapellen
  • moderne Kreuze mit Bluemchen und Kerze an Strassen
Der Anlass fuer die letztgenannten Kreuze ist mir verstaendlich. Da wird jemand bei einem Verkehrsunfall umgekommen sein. Ansonsten und auch vom Grund hab ich keine Ahnung.

Und warum ich nachfrage ... haben diese Christlichen Symbole Parallelen zu den Votivaltaren und Hermen der Roemer?

cepasaccus

Autor:  caivs quintvs [ Sonntag 18. März 2007, 18:31 ]
Betreff des Beitrags: 

Ja, gläubige Menschen gibt es hier.Ich glaube an die alten Götter Roms, das kapitolinische Trias und die Lare und Penaten. Allerdings glaube ich nicht nicht an den Gott ***************vom Admin zensiert, ich bitte darum die Religion anderer zu achten und nicht zu beschimpfen die sich "die Christen" nennen, insofern kann ich keine Aussagen über Kreuze machen.

Allerdings ist es so, daß die Christen oftmals römische Dinge, die beim Volk geläufig waren, übernommen und mit einem neuen,christlichen Anstrich versehen haben, warum dann auch nicht die Votivaltäre.

caivs

:wink:

Autor:  Tib. Gabinius [ Sonntag 18. März 2007, 20:36 ]
Betreff des Beitrags: 

Ich bin gläubig, und gläubiger Christ, allerdings habe ich darum noch nicht allgemeines Wissen und Verständnis rund um Sitten und Gebräuche.
Was ich kenne gebe ich gerne wieder, Sparates, unser Thraker ist Relilehrer und von daher wird er wohl noch einiges mehr beizutragen haben.

Das Grundprinzip römischer Religion, das do ut des, läßt sich nicht ohne weiteres auf das Christentum ausdehnen. Daher ist eine parallele im Sinne der Weihesteine nicht gegeben.
Auch sind die Opferhandlungen nur mehr symbolischer Natur. Ohne mich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, hat sich das "Lamm Gottes" für uns geopfert, und daher ist es nicht nötig, Opferältäre (womöglich noch mit orcus) anzulegen.
Die Altäre der christlichen Lehre sind also von der Bestimmung anders, als jene des römischen Polytheismus.
Geopfert in dem Sinne wird im kleinen Rahmen allerdings doch noch. Das entzünden einer Kerze oder der Weihrauch kommen dem nahe, haben allerdings noch weiterführende Bedeutung.

Christen handelten nicht mit Gott, man erfüllte nicht "froh und pflichtgetreu" seine Versprechen gegenüber Gott, wohl aber gab es Dankesgesten und Opfer. Viele Kirchenfenster stammen aus solch einem Hintergrund bzw. mitunter auch dem Wunsch nach sozialem Ansehen.
Hier wieder eine Parallele zur römischen Republik, wo man sein Ansehen mit Restaurationen und öffentlichen Gesten steigern konnte.


Hermen haben in der Regel im römischen kaum religiöse Bedeutung, sie sind schmückende, mitunter auch kontexterläuternde Elemente, hervorgegangen aus der griechischen Tradition, die ursprünglich, daher der Name, mal einen religiösen Bezug hatte.
Aber bereits die Griechen gingen dazu über Hermen zur weltlichen Darstellung zu nutzen. Im griechischen Verständnis ist es nicht möglich, einen Kopf ohne Körper abzubilden. Die Herme ist sozusagen der Kompromiß. Für gewöhnlich sind an der Stele, also am Körper, Arme oder Armansätze sowie das Genital zu finden.
Auch sind recht schnell die sog. Doppelhermen beliebt geworden, in denen oftmals Gegensatz- oder thematische Paare abgebildet wurden, so etwa Philosophen.

Etwas in dieser Art kennt das Christentum m.bescheidenen W. nicht. Allerdings existieren hier die Heiligenbilder, wobei deren Verwandtschaft, so man es denn so nennen will, eher auf Statuen und Statuetten von Personifikationen und Schutzgottheiten bezieht.

Aber zurück zu den von dir angeführten Bauwerken:
Steinkreuze und ähnliches stehen oft an alten Pilgerwegen, ebenso wie Kapellen, um einen Ort zur Einkehr und zum Gebet zu finden.
Es gibt noch viele weitere Gründe, gerade die Namensgeschmückten Tafeln werden oft aus Trauer um Verstorbene, zu Ehren eines besonderen Ereignisses, als Stiftung usw. aufgestellt.

Dazu gibt es einige gute Literatur. Ein Blick in das Lexikon der Theologie und Kirchengeschichte hilft oft weiter.

Für die weitere Diskussion gilt: wer sich über die Religion anderer äußern will, sollte sich erstmal darüber informieren ;)

Autor:  Tertius Mummius [ Dienstag 3. April 2007, 15:43 ]
Betreff des Beitrags: 

Auf einem Vortrag über die sogen. Jupitergigantensäulen neulich in der Archäologischen Gesellschaft, Köln, wurde zumindest über die vergleichbare Häufigkeit der Aufstellung dieser Votivbilder mit der von frühneuzeitlichen Votivkreuzen gesprochen, auch wenn das eigentliche Thema die Zerstörung der Säulen war.
Auch wenn die Religion eine andere wurde, sind die Äußerungsformen der Religion häufig ähnlich: da sind Steinkreuze oder Göttersteine z. B. an Wegkreuzungen, besonders deutlich aber wundertätige Statuen in Wallfahrtskirchen, die gerne mit Votivbildern kranker/geheilter Gliedmaßen dekoriert werden: hier ist eine fugenlose Tradition festzustellen. In Mainz hat man im Tempel der Magna Mater hunderte von Öllämpchen gefunden; keine katholische Kirche kommt ohne Votivkerzen aus.

Aber, wie gesagt, das sind nur ikonische und habituelle Traditionen, die wenig mit der Religion selber zu tun haben: als die katholische Kirche mit dem Ablasshandel ein "do ut des" in ihr Regelwerk einführen wollte, hat es mächtig im Karton gerummst.

Autor:  Falcon [ Mittwoch 27. Juni 2007, 14:02 ]
Betreff des Beitrags:  Wegkreuze & ähnliches

interssant wäre hier noch festzuhalten: die Bundesstrasse Wien - Carnuntum ist im Verlauf ident und deckt sich in der Breite auf ein paar Meter mit der alten Römerstraße:

auf einigen Wegteilen wurden im MA die römischen Meilensteine durch sogenannnte "Marterln" (=christliche Bildsteine Heiliger, bzw. Kruzefixe) ersetzt. Diese haben sich bis jetzt erhalten, sind nur durch Straßenumlegung/Eisenbahnbau ein paar Meter ins angrenzende Feld "gewandert" - eigentlich sind nicht die Marterln nicht gewandert, sondern die Straße ...
ist recht interessant alle 1,4 km einen Bildstock zu sehen ... :D

Autor:  Thraker [ Dienstag 31. Juli 2007, 16:32 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Votivaltare damals und heute?

Wie bereits schon gesagt, gibt es durchaus religiöse Darstellungs- und Brauchformen die sowohl religions- als auch kulturübergreifend sind. Gerade in der christlichen Volksfrömmigkeit haben manche Formen überlebt, die es auch schon bei den verschiedenen heidnischen Kulten gab (Votivtafeln für Heilungen, oft auch in Gestalt der geheilten Gliedmaßen, sind wohl das bekannteste Beispiel). Allerdings sollte man bedenken, dass auch da, wo aus der gemeinsamen kulturellen Tradition Ikonographie und Symbole übernommen wurden, dass Christentum diesen jedoch eine spezifisch christliche Bedeutung gab. Beispiel: Darstellungen der Gottesmutter mit dem Christusknaben orientieren sich durchaus an der Darstellung der Isis mit Horus. Allerdings bedeutet dies nicht, dass Maria als Göttin verehrt wird. Hinzu kommen natürlich auch spezifisch christliche Symbole wie das Chi-Rho und das Kreuz (auch wenn es kreuzförmige Zeichen, wie z.B. das altägyptische Henkelkreuz, schon früher gegeben hat).
Zusammenfassung:
- manche heidnischen Bräuche, Symbole, Gewohnheiten werden beibehalten, aber nun christlich gedeutet /was auch auf das gemeinsame kulturelle Erbe zurückzuführen ist)
- daneben entstehen eben auch spezifisch christliche Kultformen, welche die heidnischen ablösen, was sich allein schon in der Architektur der Kultgebaüde (Tempel bzw. Kirchen) zeigt

Autor:  Lucius [ Mittwoch 1. August 2007, 13:13 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Votivaltare damals und heute?

In so einem Forum ist es sicher auch nicht einfach eine solche Frage zu beantworten ohne Gefahr zu laufen, daß sich eine bestimmte Religion und deren Anhänger auf den Schlips getreten fühlen und die Admins zensieren müssen. Ich versuche es mal ganz vorsichtig. Religion ist sicher auch eine Gewohnheits Sache und die Anleitungen wie sie auszuüben ist kommt wohl, in dem meisten Fällen zumindest, von Menschen und die sind gewohnheits Tiere. Ich hoffe es fühlt sich niemand peinlich berührt wenn ich vorschlage mal den persischen Mithraskult mit dem römischen Mithraskult und dem Christentum zu vergleichen.

Oder anders gesagt (das wird jetzt bestimmt zensiert werden), die Götter wechseln, die Bräuche werden nur leicht modifiziert.

Sollte ich irgendjemanden seine Gefühle verletzt haben so möchte ich mich dafür entschuldigen, es war nicht beabsichtigt!
VALETE
LVCIVS

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