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Pugio
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Autor:  Marcus Mentellius Sermonius [ Sonntag 20. August 2006, 15:02 ]
Betreff des Beitrags:  Pugio

Salve

wie ist eigendlich der aktuelle Forschungsstand zum Thema:
"Verbreitung des Pugio"
Meine Frage kommt daher das auf "offiziellen" Darstellungen von Legionären
(Trajanssäule,Bogen von Orange, Altar des Domitius Ahenobarbus,
Marcussäule, etc ... ) nie Pugios abgebildet sind, während sie auf
(privaten) Grabsteinen sehr häufig zu finden sind.
Sind Pugios eventuell reine Paradewaffen - die im Kampf nicht getragen
wurden oder galten sie "unsaubere" Waffe die nicht auf offiziellen
Denkmälern gezeigt werden konnte ?
Für die Theorie der Paradewaffe könnte sprechen das viele der Pugios
aus dem ersten Jhd. extrem prächtige Scheiden besitzen.

valete
M.Ment.Sermonius

Autor:  Tib. Gabinius [ Sonntag 20. August 2006, 15:14 ]
Betreff des Beitrags: 

Habe ich noch nie darüber nachgedacht muß ich zugeben. Interessanter Einwand.
Allerdings sind die Hugioneshalter sehr stark verbreitet im Fundgut. Ebenso ist etwa der Brunnenfund (nachzulesen in "panis militaris" von Dr. Junkelmann) mit einem recht prächtigen Stück versehen, stammt aber wohl recht wahrscheinlich aus einer Kampfsituation...
Das ist was mir spontan dazu einfällt. Die Ikonographie scheint da aber wirklich nicht konform zu gehen.

Autor:  Marcus Mentellius Sermonius [ Donnerstag 7. September 2006, 19:19 ]
Betreff des Beitrags: 

Salve,

um die Diskussion vielleicht nochmal etwas anzuheizen einige Fakten:
Klingen von Pugios sind eigendlich überall zu finden wo Soldaten waren
z.B. Numantia, Alesia, am Limes etc. Es gibt auch fast keine Epoche aus
der man noch keine Pugios gefunden hat. Allerdings gibt es nur sehr wenige
direkte Hinweise das der Pugio zur Ausrüstung der *Legionäre* gehört hat.
Diese Hinweise bestehen zum einen aus den bereits erwähnten "privaten"
Grabsteinen und zum anderen aus einer Josephus Stelle im "jüdischen Krieg"
als meines Wissens einzigen Litheraturerwähnung. An dieser Stelle, die in
eine allgemeine Beschreibung des römischen Militärs in der zweiten Hälfte
des 1. Jhdt eingebettet ist, erwähnt Josephus das die römischen Soldaten
zwei Klingen tragen von dennen die eine deutlich länger ist.
Dazu jetzt eine (eigenwillige) Interpretation:
- Wenn man will kann man diese Stelle so interpretieren das für Josephus
der römische Pugio wie eine vollwertige Seitenwaffe ausgesehen hat! Daraus
kann man ableiten das die älteren Pugio-Funde vielleicht von
ihren Trägern auch als vollwertige - und einzig nötige- Seitenwaffe betrachtet
wurden. Diese, im wahresten Sinne des Wortes, leichter Bewafneten waren bei
den Römern üblicherweise als Auxiliare zu finden, von diesen lernten, besonders
offensichtlich von spanischen Truppen, die Legionäre diese angenehmer zu tragenden
und elegant aussehenden Waffen kennen und übernahmen sie für den Alltagsdienst,
um nicht immer mit dem unhandlichen Gladius belastet zu sein. Ähnlich wie sich
in der Zeit des Absolutismus in Europa der Kavaliersdegen entwickelt hat.
Entsprechend der Verwendung des Pugio als Waffe für die Friedenszeit wurde er
immer prächtiger gestalltet und damit auch immer wertvoller. Dies bedingte dann
wiederum das sich Soldaten die eine solche Paradewaffe besessen haben diese dann
auch bei Ihrer letzten Parade - ihrem Grabstein - zeigen wollen, diese Waffe aber
in der offiziellen Kunst, die immer die Schlacht zeigt, nicht vorkommt.
Somit wäre der Pugio zur Paradewaffe deklariert, die Josephusstelle kann man
dann so interpretieren das er die Soldaten auf dem Marsch gesehen hat, auf dem
die Soldaten den Pugio natülicherweise am Gürtel trugen.

- was sagen hierzu unsere "Profis" ?

Valete
Marcus

Autor:  Tib. Gabinius [ Donnerstag 7. September 2006, 19:44 ]
Betreff des Beitrags: 

In dem Zusammenhang wäre es zuallererst mal von Interesse die realen Fundorte zu beleuchten. Pugiones in situ, wie etwa jener berühmte Brunnenfund deuten eben nicht nur auf Nutzer der Hilfskräfte.

Zweitens wären die Inschriften zu beleuchten, also die Ritzungen und Punzierungen, welche die Besitzer auf ihren Prachtstücken hinterließen. Auch daraus ließe sich sicherlich eine Aussage treffen.

Letztlich der Vergleich der Grabsteine und regulären Darstellungen.

Wie gesagt, ich finde eine interessante Aussage und Theorie, der Nachweis dürfte eine Menge Arbeit versprechen, die zudem vielleicht sogar das Gegenteil oder eine Wahrheit dazwischen beinhalten kann (oder auch gar keine Lösung) :)

Autor:  Marcus Mentellius Sermonius [ Montag 11. September 2006, 16:01 ]
Betreff des Beitrags: 

Salve,

Der Brunnenfund passt insofern zu meiner Theorie, als das dem Soldaten, der
eine Art Not-Bestattung bekommen hat (Interpretation Junkelmann), seine
Paradewaffe als "Grabbeigabe" mitgegeben wurde, aber keine Kampfwaffen.

Die Inschriften auf den Dolchen sind allerdings ein guter Hinweis - dieser
Spur werde ich mal versuchen nachzugehen.

vale

Autor:  Susanna [ Montag 11. September 2006, 17:33 ]
Betreff des Beitrags: 

Hat der das nicht beim Weglaufen in den Brunnen geworfen?
Oder bin ich falsch...?

Brunnenbestattung ist sicherlich keine Notlösung, da verseucht man das Wasser (natürlich der anderen vielleicht)...aber mit Waffen?

Eher wohl entsorgt, damit keiner mehr rankommt und das Wasser brack wird?

Autor:  Tib. Gabinius [ Montag 11. September 2006, 17:37 ]
Betreff des Beitrags: 

Nein, hier gehts um den Brunnen von Velsen (castra Flevum). Dort wurde ein Soldat samt pugio Reste, cingulum Beschläge und Sohlennägel gefunden. Das Skelett war gut erhalten und begraben unter deponierten Fäßern und Mühlsteinen (diese jedoch zerbrochen).

Autor:  Susanna [ Montag 11. September 2006, 18:06 ]
Betreff des Beitrags: 

*hüstel*

:oops:

Seh ich jetzt auch hier... :D

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