Registriert: Sonntag 13. Juli 2008, 17:23 BeitrÀge: 85 Wohnort: Nahe Vitodurum Schweiz
Darstellung: ProvinzialrĂÆömerin
Es gibt die verschiedensten Diskussionen ĂŒber die Farben der Tuniken. Wenn wir bei den LegionĂ€ren bleiben wollen: die Freizeittunika war meist leicht brĂ€unlich, dh eigentlich ungefĂ€rbte Wolle. Rot ist durchaus plausibel: Man sieht das Blut weniger, dh psychologisch gesehen besser als ein heller Stoff wo man jedes Spritzchen Blut sieht. Dunkles Blau ist mehr oder weniger bewiesen - bei den LegionĂ€ren auf Schiffen (Tarnung). Man muss bedenken, dass innert kurzer Zeit tausende von Tuniken hergestellt werden mussten, die konnten gar nicht gross gefĂ€rbt werden. Am ehesten wohl mit Zutaten die am Wegesrand oder in den KĂŒchen (Zwiebeln) zu finden waren. Zudem, meist waren die Tuniken ja unter den diversen Loricen, also da kamen rasch hĂŒbsche FĂ€rbungen zustande. Ich sehe bunte Farben eher bei reprĂ€sentativen Uniformen. Meine Auxiliarsoldaten tragen beide GrĂŒn - das ebenfalls in Bezug auf TarnfĂ€rbung nachvollziehbar. Braun- GrĂŒn, dunkleres Rot, Beige und Blau. Eben je nach Einheit Es ist eine Frage, die sich kaum je definitiv beantworten lĂ€sst.
Bei den Frauen sind ja teils abenteuerliche Kombinationen zu finden - aber auch hier die Vorschriften, das einzelne Farben nur fĂŒr eine Gruppe zugelassen waren.
Registriert: Sonntag 20. Juni 2010, 09:57 BeitrÀge: 26 Wohnort: Lingen (Niedersachen
Darstellung: Rom
WĂ€re eigentlich ein oliv-grĂŒn akzeptabel fĂŒr eine LegionĂ€rstunika? Nicht das ich eine Tarnwirkung erzielen möchte oder eine Anlehnung an Felduniformen moderner Armeen, ich mag die Farbe einfach ganz gerne.
Registriert: Sonntag 13. Juli 2008, 17:23 BeitrÀge: 85 Wohnort: Nahe Vitodurum Schweiz
Darstellung: ProvinzialrĂÆömerin
Warum nicht? Gerade bei der Rekonstruktion von BogenschĂŒtzen wird diese Farbe oft verwendet. Es ist jedoch eher zu ĂŒberlegen, ob das nicht eher eine "Auxiliar"-Farbe ist. Und ob eine derartige Farbe bei einer Armee die va in VerbĂ€nden kĂ€mpft sinnvoll ist, ist ebenso reine Spekulation. Vielleicht soll man sich eher fragen, ob in der NĂ€he grosser Lager resp möglicher WerkstĂ€tten ĂŒberhaupt genĂŒgend Pflanzen zum FĂ€rben vorhanden waren. Was va auch in Bezug auf Rot zu bedenken ist. Das ist halt etwas, dass sich nie ganz klĂ€ren lĂ€sst. Ich wĂŒrde jedoch in Bezug auf die Farbe darauf achten, welche Farben "meine" Gruppe trĂ€gt. Christianus der die Herstellung eines Kettenhemdes zeigt und helvetischer Auxiliar ist, trĂ€gt zB oliv
ich wĂŒrde ehr nicht von Tarnung, Tarnuniform, Tarnfarbe der Tuniken sprechen. Die Römisch Armee hat sich stehts sehr auffallend dem Feind gegenĂŒber auf dem Schlachtfeld prĂ€sentiert. (z.B. Schildbemalung, Helme, Lorika, etc.) Die Farbe der Tuniken war vermutlich sehr unterschiedlich, auch weil unterschiedliche Truppenteile aus verschiedenen Provinzen abkommandiert wurden. Ăblich waren vermutlich rot, blau, grĂŒn, natur und in allen mögliche farbliche Abstufungen. Weise Tuniken wurden ĂŒbrigens von den Soldaten bei TriumpfzĂŒgen getragen. Auch könnte es gut möglich sein, dass die PrĂ€torianer weiĂe Tuniken trugen.
Registriert: Mittwoch 27. Mai 2009, 17:20 BeitrÀge: 148 Wohnort: AQUAE GRANNI
Darstellung: Miles Cohors
Salvete,
also eigentlich ist die ultimative Tunikafarbe die hier: die passt sowohl im italiker bzw. gallo-römischen Kontext AuĂerdem sind die Streifen doch echt chic...
Aber ernsthaft. Aus JudaĂ€ ist eine Anforderungen fĂŒr weiĂe (unter?) Tuniken ĂŒberliefert. Ansonsten galt doch der Grundsatz Standartisierung und nicht Uniformierung. Wenn alle in einer Einheit die gleiche Tunikafarbe haben sieht das eher aus wie bei den PreuĂen als bei der Legion . Das ist mir persönlich bei vielen Gruppen zu homogen. Ich finde das Bunte innerhalb einer Gruppe viel sinniger. Erkennungsmerkmal innerhalb der Legionen war eh die Schildbemalung und nicht die Tunika! (Tacitus: Im BĂŒrgerkrieg von 69 n. Chr. nahmen wĂ€hrend der KĂ€mpfe um Cremona zwei LegionĂ€re gegnerische Schilde an sich, marschierten in die feindlichen Stellungen und zerstörten dort ein Katapult. Die Tunikafarbe war also nicht ausschlaggebend!).
Valete, Scaevola
_________________ "Bonus animus in mala re dimidium est mali!" (Plautus)
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Registriert: Mittwoch 10. Januar 2007, 15:16 BeitrÀge: 2021 Wohnort: Köln
Darstellung: Pictor
Mal ganz ehrlich: Kleiderfarbe ist Geldfrage. Irgendeinen Stoff zu fĂ€rben erhöht zwar dessen Wert, bringt aber zum einen schon eine gewisse Form der Verfilzung mit sich; bunte Klamotten mĂŒssten damals Ă€uĂerst hĂ€ufig "in der Wolle gefĂ€rbt" gewesen sein d. h. bereits die zu webenden FĂ€den. Dementsprechend ist die Ăberlegung fĂŒr eine militĂ€rische Tunika eher die: "welche FĂ€rbung ist gĂŒnstig, einfach, anspruchslos und haltbar?" als die besonderer ReprĂ€sentation.
Das ist zumindest meine Meinung, ich stelle sie gerne zurĂŒck gegenĂŒber besseren Argumenten.
Wolle- Stoffe wie auch Garne- verfilzen nicht unbedingt beim FĂ€rben. Solange man das FĂ€rbegut nicht wie wild bearbeitet passiert nicht viel.
Ich habe allerdings eine rote stranggefĂ€rbte Tunike einem Römer ausgeliehen , der das gute StĂŒck unter dem Kettenhemd getragen hat. Das hat allerdings den Stoff stark aufgerauht.
Es ist schon möglich , dass man abgeschossenen KleidungsstĂŒcke nochmal ĂŒberfĂ€rbt. Das hat dann im MA der " SchlechtfĂ€rber " gemacht . Die "SchönfĂ€rber" hatten dagegen mit den haltbaren , lichtechten Farben gearbeitet. Aber ob es diese Berufsunterschiede bei den Römern schon gab weiĂ ich nicht.
Registriert: Sonntag 20. Juni 2010, 09:57 BeitrÀge: 26 Wohnort: Lingen (Niedersachen
Darstellung: Rom
Ich hab vor mir ein Paar Socken fĂŒr meine LegionĂ€rsdarstellung zuzulegen. Kennt zufĂ€llig jemand die Socken, die bei http://www.lawrensnest.com/winterwear.html (Socks "undines") angeboten werden? Sind die empfehlenswert?
Also wenn ich mir vorstelle, dass ein röm. LegionĂ€r nicht zur reichen Oberschicht der Gesellschaft gehörte, und dass weiterhin viele schwere und schweiĂtreibende Arbeiten in denselben wenigen Tuniken verrichtet werden mussten und dass RĂŒstung die Dinger noch zusĂ€tzlich durchgewetzt hat, dann gehe ich stark davon aus, dass nahezu jede LegionĂ€rstunika ein reiner Gebrauchsgegenstand war. Schlicht, gut zu tragen, nicht teuer, kein Firlefanz.
Das man eine "Ausgehtunika" oder Paradetunika besitzt mag vorgekommen sein, aber ich vermute, dass sogar zu wichtigen AnlÀssen erst eine gute Tunika angefertigt werden musste, da sowas nicht bei jedem im Schrank rumlag.
Keine wissenschaftliche ErklÀrung, reine Spekulation
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"Tu regere imperio populos, romane, memento -hae tibi erunt artes- pacique imponere morem, parcere subiectis et debellare superbos." - Vergil
Registriert: Sonntag 13. Juli 2008, 17:23 BeitrÀge: 85 Wohnort: Nahe Vitodurum Schweiz
Darstellung: ProvinzialrĂÆömerin
Die Ausgehtunika war wohl einfach die saubere und neuere Tunika. Zudem gibt es ja die Spekulation, dass es auch verschiedene Arbeitertuniken gab und da dĂŒrfte auch grobes Gewebe benĂŒtzt worden sein, dh dass es leicht zu reinigen war. Die oftmals benĂŒtzte beige Farbe könnte durchaus davon kommen, dass eine weisse Tunika mit der doch noch einfachen Reinigungstechniken automatiscsh beige wurden.
Wichtig erscheint mir: nur Farben verwenden (auch bei chemisch gefĂ€rbten) die auch pflanzlich fĂ€rbbar sind. Die QualitĂ€t der Ausstattung und des Stoffes gemĂ€ss der Stellung. Also ein einfacher LegionĂ€r hatte kaum eine blĂŒtenweisse mit Clavi verzierte Paradekleidung. Man kann sich auch vorstellen, dass die LegionĂ€re bewusst keine Paradekleidung hatten - sie wirkten dann authentischer und kampfsicherer in leicht ramponierter Kleidung...
Registriert: Samstag 10. September 2005, 11:57 BeitrÀge: 751
Salvete,
bei Y.Le Bohec habe ich ein neues Argument fĂŒr/gegen Tunika Farben gelesen: Severus hat seinen Centurionen extra erlauben mĂŒssen beim Triumpfzug weiĂe Tuniken zu tragen - hieraus kann man zumindest schliessen das bis zu diesem Datum bei offiziellen Zeremonienen in Rom "normale" Solaten keine weiĂen Tuniken tragen durften - also farbige Tuniken tragen mussten. Was jetzt in diesem Zusammenhang weiĂ bedeutet ist damit natĂŒtlich noch nicht klar - also ob wollweiĂ schon weiĂ im Sinne der oben genannten Verordnung ist.
- Allerdings kann ich ich mir nicht vorstellen das sich alle einfachen Römer (inkl. LegionĂ€re) gefĂ€rbte Stoffe leisten konnten. Vielleicht deutet diese Verordnung eher darauf hin das die Soldaten fĂŒr den Triumpfzug doch eine Art Unifform bzw. einen Dress-Code hatten. Leider gibt Bohec nicht die Litheraturstelle an, die diese Verordnung belegt, deswegen kann man nur spekulieren.
- Die Tunika Farbe bleibt auch nach 150 Jahren ein spannendes Thema
Registriert: Mittwoch 10. Januar 2007, 15:16 BeitrÀge: 2021 Wohnort: Köln
Darstellung: Pictor
Ich bin bei meinem Plinius-Marathon ĂŒber eine Stelle gestolpert (die ich glorioserweise vergass zu markieren) in der er eine bestimmte Baumrinde nennt, die dazu dient, "die Kleider der Sklaven zu fĂ€rben". Seitdem bin ich - einstmals AnhĂ€nger der je-grauer-desto-gut-Theorie - mir nicht mehr sicher, ob das FĂ€rben nicht vielleicht auch eine konservierende Wirkung hat, die Kleidung also dadurch haltbarer und unempfindlicher wird. Das wĂ€re fĂŒr Soldaten natĂŒrlich ein ausgezeichneter Grund, die Tuniken zu fĂ€rben.
Registriert: Sonntag 13. Juli 2008, 17:23 BeitrÀge: 85 Wohnort: Nahe Vitodurum Schweiz
Darstellung: ProvinzialrĂÆömerin
FĂ€rben macht fĂŒr mich einfach Sinn. Die meisten Tuche sind ungefĂ€rbt ja eierschalenfarben oder grĂ€ulich. Ersteres ist einfach zu heikel, da gibts schnell Flecken und SchĂŒrzen kannten nicht alle. Auch heute sind ja noch viele Kleidung dem Beruf angepasst, man denke da an die alten Kaminfeger. Ein BogenschĂŒtze in GrĂŒn oder Braun ist eindeutig in besserer Position als ein rot oder weissgewandeter. Rot fĂŒr die LegionĂ€re ist fĂŒr mich recht plausibel a) sie waren ja bedacht, möglichst auffĂ€llig und laut zu wirken b) Blut sieht man auf rot weniger, das tut den Nerven gut.
Ich halte es eigentlich so, dass ich Farben verwende, die man auch mit Pflanzen erzielen könnte und doch verzichte ich meist auf aufwÀndige Farben, eben weil ich keine reiche Stadtrömerin bin sondern eine Provinzialrömerin.
Ich denke, gerade bei den provinzialen Frauenkleidungen sind wir jedoch noch zuwenig mutig fĂŒr grelle Farben orange mit grĂŒn kombiniert als belegtes Beispiel
Man kann sich nun auch ĂŒberlegen, ob es Clan/Familien -Farben gab, aber das fĂŒhrt nun doch zu weit
Mit Baumrinden habe ich auch schon gefÀrbt- zB mit Zwetschgenrinde, was ein rötliches Braun hergibt. Mit Birkenrinde soll man helles Rot / Rosa bekommen , aber das habe ich mangels eines Birkenrindenvorrats noch nicht ausprobiert. Gretel Fieler hat in ihrem Buch "Farben aus der Natur" ein Rezept mit Holunderrinde-und Wurzeln beschrieben. Mit Alaunbeize und einem Zusatz von Eisensalz soll Schwarz ( oder eine Àhnliches Farbe ) entstehen.
Möglicherweise war ein Grauton angemessen fĂŒr Slaven
Man kann wirkliche wunderbare Farben mit Naturstoffen erzielen . Kombiniert man dann noch peppige, leuchtende Farben ( Krapp, Wau,....) mit unspektakulĂ€ren Farben wie Brennessel , Schafgarbe,....kann man sehr harmonische Karos herstellen. Genau das Richtige fĂŒr Keltinnen und Gallo-Römerinnen
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