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BeitragVerfasst: Donnerstag 15. September 2005, 15:20 
Tesserarius
Tesserarius
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Registriert: Montag 5. September 2005, 18:47
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Nachfolgend ein paar Worte zur Gürtungspflicht und der Länge der Tunicae der Römerzeit ab dem 2.Jh.v.Chr.

Länge der Tunica
Es war von Zeiten der späten Republik bis weit in die Kaiserzeit üblich, dass Soldaten, Reisende oder Arbeiter ihre Tunica etwa knielang oder kurz über dem Knie trugen.
Zu lang wurde als weibisch erachtet, zu kurz verstieß gegen die Sitten und konnte mit verschiedenen Maßnahmen geahndet werden.

Um die richtige Länge der Tunica zu erreichen, raffte man sie über den Gürtel. Schon daran kann man die Bedeutung des Gürtels für die Sittsamkeit der Kleidung erkennen.
So ist es nicht verwunderlich, wie wichtig es erachtet wurde, einen Gürtel zu tragen. Nicht nur der Länge der Tunica, auch ihrem korrekten Sitz und Wurf konnte nur der Gürtel Asudruck verleihen. Ohne Gürtel, das konnte schon fast als nackt angesehen werden; diverse Dichter und Schreiber wie Horaz und Tertullian verweisen dementsprechend darauf, dass die Römer es als anstößig sahen, ohne Gürtel in die Öffentlichkeit zu treten.
Es gab zwar Ausnahmen, etwa junge Mädchen, diese sind jedoch rar und oftmals noch in ihrer Interpretation durch Historiker umstritten.

"Fast wie nackt" kann sogar recht wörtlich gesehen werden, bedenkt man, dass unter der Tunicae oftmals keine subligacula getragen wurden. Entgegen der naheliegenden Vermutung durch die zahlreichen Phallusabbildungen, Erotendarstellungen und ähnlicher Motive in vielen Lebensbereichen war der Umgang mit Nacktheit, zumal in der Öffentlichkeit keineswegs gänzlich unbefangen.


Als Gürtel selbst diente den Soldaten natürlich das (oder, in der Republik und augusteiischen Zeit die) cingulum militare, beschlagene Gürtel, die in Ausrüstung gut sichtbar waren.

fascia ventralis
Unter dem cingulum militaris scheint, wenn keine Rüstung angelegt wurde, die fascia ventralis getragen worden zu sein, eine Art Schärpe, deren genaue Beschaffenheit kaum zu rekonstruieren ist. Klar ist jedoch, dass sie wesentlich breiter war oder gelegt wurde, als der Gürtel. Aller Wahrscheinlichkeit nach besaß diese Schärpe keine Schließe oder Schnalle und bestand aus Wolle oder festem Leinen. Über ihre Funktion wird noch diskutiert, neben dekorativem und modischem Gebaren könnte es sich auch um einen Schutz der Kleidung vor dem Gürtel handeln und zugleich bietet sie Gelegenheit, kleinere Gegenstände, wie Münzen zu verstauen.

Zivile Gürtel
Im Zivilleben gab es vermutlich keine solch klare Definition, welcher Gürtel getragen werden mußte. Verwendete Namen für die Gürtel der Bevölkerung waren bspw. cinctus, cingulum oder zona. Diese oft schmucklosen Gürtel, Bänder, Lederstriemen oder Stricke wurden auf oder knapp über hüfthöhe bei den Männern gebunden.

weibliche Sittsamkeit
Frauentunicae wurden so gegürtet, dass die Bewegung nicht eingeschränkt wurde, aber nur die Schuhspitze zu sehen war.
Über die Gürtung selbst gibt es sehr auseinandergehende Meinungen, die davon sprechen, dass der Gürtel über den Hüften und / oder (es handelt sich also vielleicht um zwei Gürtel / Riemen) unter den Brüsten saß.

Betont werden muß auch die Sittsamkeit in Sachen weiblicher Haarmode. Offene Haare waren ein deutliches Indiz auf einen bestimmten Berufszweig, ebenso wie eine Frau in Toga.
Von Augustus bis in die flavische Zeit (Vespasian, Titus, Domitian) wurde das Haar zumeist geflochten und in kunstvollen Knoten verbunden. Danach setzen die Frauen auf immer größere, pompösere, kompliziertere Frisuren, zumeist mit natürlichen oder hinzugebrachten Locken. Über Zweckmäßigkeit und Vebreitung dieser Anstrnegungen wird noch immer diskutiert, so ist nicht anzunehmen, dass im Alltagsleben der ärmeren Schichten Roms kunstvolle Frisuren hergestellt oder beibehalten werden konnten.


Literaturempfehlungen zum Thema:
M. Pausch, Die römische Tunika, 2003
P. Connolly, Die antike Stadt, Köln 1998
K.-W. Weeber, Alltag im alten Rom, Düsseldorf 2000
H. G. horn, Die Römer in Nordrhein-Westfalen, Stuttgart 1987
P. de Haas 1991: 'The fascia ventralis: a follow up', Arma 3, 6-8

_________________
Wer war froher als Neanth, da er sich Meister von diesem wundervollen
Instrumente sah, wodurch er, ohne das mindeste von der Musik zu
verstehen, der Erbe des Talents eines Orpheus zu sein glaubte! - Lukian

Tib. Gabinius Primus
alias Talos
alias Tobias


Zuletzt geändert von Tib. Gabinius am Montag 19. September 2005, 19:00, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Freitag 16. September 2005, 09:08 
Musica Romana
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Beiträge: 840
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Im Laufe des 2.Jh. rutscht der Gürtel bei der langen Frauntunika immer weiter unterhalb der Brust, ähnlich der Empiremode.
Fundstücke sind meist (wenn auch selten) Frauengürtel aus Stoffschläuchen, manchmal bestickt. Im norisch-pannonischen Raum sind beschlagene Ledergürtel für Damen belegt mit entsprechender Tracht dieses Raumes im 1.Jh. Brettchengewewebte Gürtel stammen aus dem orientalischen Raum der Spätantike (machen wir auch falsch, wird aber über den Winter verbessert!).

Auch kunstvolle Flechtfrisuren kann man einfach mit Haarnadeln und Bändern
herstellen und oftmals damit schlafen, so dass die Frisuren über mehrere Tage halten :D
Allerdings dürften Frisuren mit Haarteilen nicht in den unteren Schichten verbreitet gewesen sein. Die Haartracht änderte sich, da man in der Archäologie z.B. oftmals Frauenstatuen anhand ihrer Frisur datiert. :wink:
Aber wir wissen aus Schriftquellen das es viele Frisuren zur gleichen Zeit gab, nicht jeder hat ja auch die gleiche Haarbeschaffenheit. Auch wurden Haare oft gefärbt.
Für Damen mit Kurzhaar empfiehlt sich im daher bei Living History eine Perrücke (nicht mehr teuer!) und bei halblangem Haar ein Haarteil oder ein künstlicher Zopf. Das kann man ja alles auch vorfrisieren, was dann recht praktisch ist. :)

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Ein Genie lernt alles, von jedem.
Der Intelligente lernt vom Genie und aus seinen Erfahrungen.
Der Dumme lernt nichts...., er weiß alles besser.


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 Betreff des Beitrags: Tunika Muster
BeitragVerfasst: Dienstag 29. Mai 2007, 11:31 
Miles Gregarius
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Registriert: Sonntag 11. Februar 2007, 21:50
Beiträge: 543
Wohnort: 42699 Solingen
Hallo Susanna,

ich benötige mal deinen fachmännischen, oops fachfrauischen, Rat!! :wink:
Ich habe mir in Kalkriese einen genialen roten gewebten Wollstoff (ohne Clavii !! ) gekauft und möchte diesen zur Tunika militaris nähen. Habe mir selber aus Leinen schon eine Untertunica genäht. Da der Stoff nicht gerade Preiswert war, möchte ich da keine Fehler machen.... :lesen:
Gibt es einen guten Schnitt den du empfehlen kannst? Ich weiss, dass viele Schnitte online zu sehen sind; empfinde die aber nicht unbedingt als authentisch. (Länge, mit oder ohne Ärmel...) War die Kopföffnung umsäumt?
Gab es eine Schulternaht oder wurde seitlich vernäht??

Jo, bin gespannt auf deine Erkenntnisse :)

Vale Dietus


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