ich habe zwei Fragen an die Spezialisten: 1) Wurden römische MilitÀrdiplome als Beigaben in GrÀbern gefunden? Oder in welchem Kontext wurden sie sonst entdeckt?
2) Bei Vegetius, 2, 18, 2 steht:
"Zudem war auf der Vorderseite des Schildes des jeweiligen Soldaten Name aufgeschreiben mit zusÀtzlicher Angabe, aus welcher Kohorte oder Centurie er war."
Das habe ich bei heutigen nachgebauten Schilden bisher noch nicht gesehen. War das damals eine zeitlich begrenzte "Mode", oder wird es nur heute in der Living History nicht praktiziert?
Hallo, Ich bin zwar kein Römerspezialist, aber wenn Du diese bronzenen Entlassungsurkunden meinst, so ist hier eines abgebildet, auf dem eine Kohorte vermerkt ist: http://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rdiplom das stammt wohl aus Carnuntum (ziemlich weit unten steht jedenfalls sowas wie COHORT). Ich erinnere mich im rheinischen Landesmuseum Bonn eins gesehen zu haben, von dem ich aber nicht weiĂ ob die Truppe draufsteht. Ich hoffe ich konnte etwas helfen und die wahren Spezialisten sind mir nicht böse weil ich in ihrem Revier gewildert hab GrĂŒĂe Strategos
Registriert: Mittwoch 10. Januar 2007, 15:16 BeitrÀge: 2021 Wohnort: Köln
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Tobi hat mir mal erzĂ€hlt, dass eine Menge von den MilitĂ€rdiplomen zuerst auf dem schwarzen Markt aufgetaucht sind, fast alle aus RumĂ€nien. Da lĂ€sst sich natĂŒrlich der Befund nicht mehr rekonstruieren.
Die Schilde: stimmt, von Helmen und anderen AusrĂŒstungsgegenstĂ€nden kennt man das. Warum machen das die Reenactors eigentlich nicht?
Registriert: Sonntag 20. Januar 2008, 00:06 BeitrÀge: 416 Wohnort: vicus bonnensis
Zu der Schwarzmarktfrage:
Es sind tatsĂ€chlich sehr viele Diplome auf illegalem Wege in Umlauf gelangt, was eine Sicherung der FundumstĂ€nde sehr erschwert bzw. unmöglich macht. Ich habe mich nie genau mit MilitĂ€rdiplomen beschĂ€ftigt und ich weiĂ tatsĂ€chlich nichts ĂŒber die FundumstĂ€nde, was mir erst jetzt auffĂ€llt - interessant . Was fĂŒr WissenslĂŒcken man so hat, ohne davon zu wissen ...
Sehr viele stammen allerdings aus Raetia und Germania Inferior, da hier Rekrtuierungs- und Niederlassungszentren von römischen Truppen waren und MilitĂ€rdiplome eigentlich nur fĂŒr Provinizialbewohner und Nichtrömer interessant sind.
Reizvoll ist auch, dass durch die Kaisertitulatur eine sehr genaue Lokalisierung der MilitÀreinheiten möglich ist.
Es sind auch einige MilitÀrdiplomfÀlschungen aufgetaucht, allerdings nur wenige, weil Diplome eigentlich nicht wertvoll sind und zuhauf auf illegalem Wege zu kaufen sind/ waren.
Sonst wĂŒsste ich eigentlich nichts zu Diplomen oder zur Frage beizutragen, aber es ist wohl besser als nichts (hoffe ich) .
Valete, Lucius Rabirius
_________________ "sed quot homines, tot sententiae; falli igitur possumus."
Cicero, De Finibus bonorum et malorum I, 5, 15
------------------------ Robinson alias Lucius Rabirius Crito alias Lykios Polystratou
ZunĂ€chst mal vielen Dank fĂŒr die Antworten. Hintergrund der Frage war, dass ich gerade mein drittes Materialheft fĂŒr den Schulunterricht verfasse, Thema diesmal Römer. Ich hatte mir eine Aufgabe fĂŒr die SchĂŒlerInnen ausgedacht, bei der sie anhand von Funden in einem fiktiven Grab den Bestatteten zeitlich und rĂ€umlich einordnen sollen. Da wĂ€re ein beigegebenes MilitĂ€rdiplom natĂŒrlich sehr aussagekrĂ€ftig gewesen. Aber wat nich is, is nich ...
Es scheint so zu sein, dass die Diplome im Haus aufbewahrt wurden, nach ein, zwei Generationen ihren ursprĂŒnglichen - ideellen - Wert verloren und dann schlicht zum Altmetall kamen.
Vielleicht weiĂ ja doch eine/r von Euch noch mehr?
Registriert: Mittwoch 10. Januar 2007, 15:16 BeitrÀge: 2021 Wohnort: Köln
Darstellung: Pictor
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein solches Diplom als Grabbeigabe geendet hĂ€tte -- fĂŒr die nachkommenden Generationen ist dieses Dokument schlieĂlich Beweis der Verleihung des BĂŒrgertums, oder der Verdienste des Vorfahren, die im Falle eines Rechtsstreits (es muss ziemlich viele gegeben haben zum Thema "AnmaĂung des BĂŒrgertums") Aussagekraft gehabt hĂ€tten. Wie schlecht das mitunter nachgehalten wurde, ist an solchen UmstĂ€nden zu sehen wie der Vermutung, Vespasians GroĂvater wĂ€re ein Freigelassener gewesen.
Ein Ă€hnliches Dokument im Kontext eines Grabes wĂ€re -- der Grabstein. darauf wurde doch in der Regel der bĂŒrgerliche Status und der "cursus honorum", wenn vorhanden, vermerkt. Vielleicht tut es das auch fĂŒr dein Buch?
Registriert: Mittwoch 26. Oktober 2005, 22:28 BeitrÀge: 149 Wohnort: Bonn
Folgendes: Die Ausfertigung eines Diploms in Bronze war nicht die Regel bei der Armee. Nicht jeder Soldat hat eins bekommen. Vielmehr musste eine solche Ausfertigung extra in Auftrag und zusĂ€tzlich bezahlt werden. Diese mussten dann noch beglaubigt werden und waren dann speziell auf die Person zugeschnitten. Die Originalurkunde in Rom war dagegen wohl eher in Listenform. SpĂ€testens ab der ĂŒbernĂ€chsten Generation wurden diese TĂ€fchelchen nur noch wegen des Materialwerts aufgehoben. Nicht selten hat man sie sogar zerbrochen, um sie besser weiterverarbeiten zu können (einschmelzen, etc...).
Dass man sie in GrÀbern nicht gefunden hat, dessen bin ich mir ziemlich sicher. Zumindest hab ich noch von keinem gehört oder es ist mir gerade entfallen.
MĂŒnzen lassen sich ebenfalls datieren. Sicher, man kriegt nur einen TPQ aber immerhin
_________________ Wenn die Schlauen immer nachgeben, kommt es zur Tyrannei der Dummen!
_________________ Ein Genie lernt alles, von jedem. Der Intelligente lernt vom Genie und aus seinen Erfahrungen. Der Dumme lernt nichts...., er weiĂÆĂâĂâŠĂž alles besser.
Danke an alle! Die Originale der Diplome, die, wie Marion richtig schreibt, nur dem einzelnen Soldaten als Abschrift ausgestellt wurden, wenn es aus rechtlichen oder persönlichen GrĂŒnden nötig war, wurden auf groĂen Bronzetafeln an zentraler Stelle in Rom ausgehĂ€ngt. Eine MĂŒnze ist eine gute Idee, und ein TPQ ist besser als gar nichts. Die MĂŒnze mĂŒsste sich im Kopfbereich finden lassen, in den Mund gelegt als FĂ€hrgeld fĂŒr Charon, oder liege ich da falsch? Ich dachte auch noch an eine Fibel und evtl. Keramikgeschirr.
Registriert: Mittwoch 25. April 2007, 15:42 BeitrÀge: 219 Wohnort: Nord-West-Schweiz
Aus Vindonissa ist eine Entlassungsurkunde aus Holz erhalten (Nur Aussentafel erhalten, in 4 Teile zerbrochen). Entlassungsurkunde aus der Zeit Kaisers Domitians. Tafel aus Ahornholz, mit schwarzem Wachs, Schrift zum Teil noch lesbar.
Weitere Infos zu den Schreibtafeln von Vindonissa: "Die römischen Schreibtafeln von Vindonissa" ISBN: 3-907549-00-7
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