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 Betreff des Beitrags: Re: Zur Serie Rome
BeitragVerfasst: Mittwoch 22. Juli 2009, 23:05 
Tesserarius
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Lucius Rabirius hat geschrieben:
die historischen Fehler halten sich in Grenzen und die Kulisse ist sehr gut gemacht (Auch wenn sich eine gute Freundin von mir über die falsche Wandmalereichronologie unglaublich ärgern würde) mE nach...Im Ernst, Rome hat auch ne Menge zu bieten und kaum ein Film/eine Umsetzung zuvor hat es historisch so genau hinbekommen, auch wenn noch eine GANZE Menge zu verbessern ist und viele falsche Klischees gezeigt werden, die nicht sein müssten.

Sorry, aber das stimmt eben nicht. Von der ersten Minute bis zum Schluß wimmelt es von Detailfehlern die nicht hätten sein müssen und die, bei aller Liebe zum Begriff "Detail" nicht Randerscheinungen sind, sondern eben vollkommen falsche Bilder projezieren.
Angefangen mit dem Detail, dass die baltei, im Sinne der Schultergurte, zu Caesars Zeiten scheinbar noch nicht in Gebrauch waren und selbst WENN es sie gab, sie nicht "Standard" waren. Dieser Fehler führt zur "Rotationstheorie" von Ars die in den ersten Minuten der ersten Folge gezeigt werden, was wiederum das Bild einer geradezu cheoreographisch durchorganisierten Armee eiskalter Killer verstärkt.
Das vermittelte Bild der Kelten, angefangen von mitunter merkwürdiger Bewaffnung über "schmutzstarrende Wilde" die selbst in den Senat einziehen, als ginge es zur Schlacht und die kategorisch "blau angemalten" Feinde müßten ein Graus für jeden VFGler sein.
Das mal nur zu den ersten Minuten.

Zu den großen Fehlern habe ich bereits etwas gesagt. Nicht nur, dass Marc Anton dargestellt wird, wie ihn selbst die augusteiische Propaganda teilweise sich nicht traute zu zeichnen, Atia verkommt zur Hure, Octavian schläft mit seiner (bisexuellen) Schwester und Brutus stolpert, seinem Namen alle Ehre machend, treu-doof durch die Landschaft. Nichts zu sehen von seiner engen Anbindung an Cato in frühen Jahren, seinen familiären Problemem mit Pompeius oder seinem doch immer wieder in den Berichten durchscheinenden Intellekt.
Auch was nicht gesagt wird füllt Bände.
Und wem es bislang nicht auffiel: Folge 12 der 1. Staffel, die Ermordung Caesars heißt: die Kalenden des Februar.

Trainiert wird die adlige Jugend wie auch die erfahrenen Erwachsenen im Hinterhof von irgendwelchen Soldaten.
Im Geschichtsforum berichtete jemand, ihm sei in Folge zwei der zweiten Staffel dafür der Ruf "Hayya 'ala s-salat; Hayya 'ala al-falah" aufgefallen. Das wäre dann das hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Adh%C4%81n
Für die meisten Deutschen sicherlich nicht unbedingt eindeutig, aber ein wachsender Prozentsatz dürfte dabei aufgehorcht haben...

Aber auch die Sozialität kriegt ihr fett weg: die vorgeschobene Schwangerschaft der unverheirateten Tochter wird ebenso achselzuckend hingenommen wie der Eingriff eines ehrbaren Bürgers in ein Urteil bzw. dessen Auftritt in einer Hinrichtung (es ist ja keine munera), die übrigens fatal an bestimmte Szenen aus Gladiator erinnert. Die entrechtete römische Frau wäre etwas für die Genderdiskussionen gewesen, die an allen Ecken hockenden menschlichen Verkörperungen des Pantheons verwirren mich immer noch.
Die stillende Ehefrau, offiziell ja gar keine Mutter weckt bei ihrem in Sachen Biologie "unbedarften" Mann nicht mal den leisesten Verdacht...
Von den Problemen des Alltags kaum eine Spur. Nicht mal ein Blick in irgendein öffentliches Bad oder den "normalen" religiösen Alltag. Auch hier weicht die Darstellung dem Prinzip: Blut ist gut...

Man kann so weitermachen. Sicherlich ist es mal was anderes, endlich keine hygienisch reinen Strassen zu sehen, Leben statt Statik vorgeführt zu bekommen. Sicher hat Rome vieles weit hinter sich gelassen, was an seinen filmischen Vorgängern zu kritisieren war. "Besser" ist aber eine Relation und für mich kein Synonym für "gut". Die Fehler sind immer noch massiv. An vielen Stellen wird der historische Hintergrund eben für die Seifenoper geopfert und damit vollkommen verfälscht.
Und ohne die Nazikeule schwingen zu wollen, aber die Darstellung des geldgieren, notgeilen Juden und seines konsperativen Verwandten stieß sogar mir richtig auf.

Würde jemand sich die Mühe machen, bei der Serie wie beim Film Rome die Filmfehler und "A" Schnitzer zu zählen käme eine gewaltige Zahl raus. Umso mehr, je höher die Nummer vor der jeweiligen Folge. Bei der Flucht des Pompeius aus Griechenland bspw. wird die Kleidung des einfachen oder verarmten Mannes wie noch zu Zeiten der Sandalenfilme durch ein paar aufgefaserte Stoffreste symbolisiert.
In Staffel 2 wird die Schlacht von Pharsalus von "Nicht-Pfeilresistenten" scuta, einer durchbluteten crista transversa und telepathisch begabten Adjutanten, die Handzeichen hinter ihrem Rücken sehen dominiert... Säßen die Jungs dabei auf Pferden hätte ich dieses Debakel für einen Film aus den 60ern gehalten.

Wie gesagt, ich kann verstehen, wenn sie jemand trotzdem (!) unterhaltsam findet, aber das Lob hat die Serie so finde ich nicht verdient.

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verstehen, der Erbe des Talents eines Orpheus zu sein glaubte! - Lukian

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 Betreff des Beitrags: Re: Zur Serie Rome
BeitragVerfasst: Donnerstag 23. Juli 2009, 14:34 
Tesserarius
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Zu Rome:
http://www.fictionbox.de/index.php/content/view/6668/2/

Obwohl ich dem einladenden Lob so wie gesagt nicht folgen kann, eine nette Kritik in Sachen inhaltliche Fehler:
http://www.stevensaylor.com/HBORome.html

Und wie es in der Öffentlichkeit verkauft und wahrgenommen wird:
http://www.associatedcontent.com/articl ... _rome.html

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 Betreff des Beitrags: Re: Zur Serie Rome
BeitragVerfasst: Donnerstag 23. Juli 2009, 14:35 
Tesserarius
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Ich habe mir erlaubt, das Thema zu teilen und die Diskussion um Dokumentationen hierher verlagert:
viewtopic.php?f=25&t=2247&p=23554#p23554

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 Betreff des Beitrags: Re: Zur Serie Rome
BeitragVerfasst: Donnerstag 5. August 2010, 10:41 
Neuling
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Hier wurde mal erwähnt, dass die Bücher von Simon Scarrow verfilmt werden sollen. Gibt es darüber schon Neuigkeiten?


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