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 Betreff des Beitrags: Spatha
BeitragVerfasst: Donnerstag 30. Oktober 2008, 13:38 
Neuling
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So langsam nimmt die Ausrüstung Formen an. Ich denke April nächsten Jahres bin ich einigermaßen herzeigbar. Schwierigkeiten macht mir zur Zeit eigentlich nur noch mein Schwert. Ich habe bereits mit einem Schmied gesprochen, der mir eine Spatha herstellen würde. Mir wäre es hierbei am liebsten ein vorhandenes Fundstück zu kopieren.
Dafür bräuchte ich von Euch Tipps, wo ich ausführlich dokumentierte Schwerter um 200 n. Chr. finden kann.
Ich hoffe Ihr könnt mir helfen, die Zeit rennt. Die Lieferzeit für so ein Schwert sind ca. 4 Monate und danach muss ich mir noch eine passende Scheide basteln.

Grüße
Jochen


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 Betreff des Beitrags: Re: Spatha
BeitragVerfasst: Donnerstag 30. Oktober 2008, 14:37 
Tesserarius
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Miks von der Uni Köln hat seine Diss. publiziert
Christian Miks, Studien zur römischen Schwertbewaffnung in der Kaiserzeit, KASARP 8 (Rahden/Westf. 2007
Da findest dus :)

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 Betreff des Beitrags: Re: Spatha
BeitragVerfasst: Donnerstag 30. Oktober 2008, 16:46 
Neuling
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Wow, hab ich gefunden. Sieht ja ziemlich ausführlich aus. Gut ich versuch mal da dran zu kommen. Danke


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 Betreff des Beitrags: Re: Spatha
BeitragVerfasst: Montag 3. November 2008, 13:06 
Neuling
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Buch ist über Fernleihe bestellt.

Noch eine Frage. Man geht ja davon aus, dass die römische Kampftaktik Ende 2. Jhd. von der starren Formation wegging. Dazu passend erfolgte die Umstellung von Segmentata zu Squamata oder Hamata, Rechteckscutum zu Ovalscutum und Galdius zu Spatha. Zudem wurde das Schwert nicht mehr auf der rechten Seite sondern auf der Linken getragen.
(Das ganze ist natürlich verallgemeinert, sollte vom Prinzip aber richtig sein und erscheint mir auch einleuchtend).
Das bedeutet, dass sich der Legionär in Taktik und Ausrüstung den Auxiliartruppen annäherte. Das spricht auch dafür, dass die Hilfstruppen in der Regel in freier Formation kämpften.

Daher stellt sich für mich die Frage ob in den Auxiliareinheiten das Schwert überhaupt irgendwann rechts getragen wurde? Und wenn ja was könnten Gründe dafür sein?


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 Betreff des Beitrags: Re: Spatha
BeitragVerfasst: Montag 3. November 2008, 15:16 
Tesserarius
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Naja, das die lorica "umgestellt" wurde ist wirklich verallgemeinert. Die hamata kam ja nie aus der Mode, eine Uniformität wie heute ist nicht zu anzunehmen.

Auch das die Hilfstruppeneinheiten alle frei gekämpft hätten, ist so nicht richtig. Neben den Einheiten, die scheinbar mit scuta ausgerüstet wurden (sie tragen den Schild im Beinamen, daher gehen wir davon aus) bietet sich auch bei den mit hastae ausgerüsteten Einheiten eine engere Formation an. Die Darstellungen der spätantike jedenfalls zeigen mitunter eine phalanxähnliche Aufstellung, so dass eine lockere Formation eher unwahrscheinlich als Zwischenlösung scheinen mag.
Das dem Individium mehr Platz in der Kampfformation zu gesprochen wird bzw. der Einzelkämpfer an Bedeutung zunahm, das scheint jedoch in der Tat umgesetzt worden zu sein, sonst ließe sich das von dir angesprochene "Linkstragen" ebenso wie der sonstige Wandel nur schwer erklären wäre (was bspw. modische Entwicklungen oder Schwund von Traditionen als Begründung o. Teilgründe trotzdem nicht völlig ausschließt).

Die Darstellung der Auxiliare auf Grabsteinen oder auf den Kampfdarstellungen verrät ja, wie es um ihre Ausrüstung bestellt war. Bspw. die vielen Reiterdarstellungen, die ihre spatha i.d.R. trotzdem rechts trugen.
Als Auxiliarsoldaten fällt mir ad hoc Balaterus ein, aus der 6. Delmatorerkohorte. Auch er trägt sein gladius rechts, links den pugio und zwei hastae oder lange iacula.

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 Betreff des Beitrags: Re: Spatha
BeitragVerfasst: Montag 3. November 2008, 15:32 
Neuling
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OK. Mit Umstellung bei der lorica hab ich eigentlich auch nur gemeint, dass die segmentata aus der Mode kam.
Wenn von einzelnen Auxiliareinheiten der Beiname scutata getragen wird dann zeigt das aber doch auch, dass dies etwas außergewöhnliches ist. Diese Einheiten heben dann wahrscheinlich auch in starrer Formation gekämpft.
Was die Reiterei angeht weiss ich nicht in wie weit man das auf die Auxiliarinfanterie übertragen kann. Zum einen hat die Kavallerie ja immer Langschwerter benutzt. Zum anderen hat es vielleicht seine Vorteile beim Reiten das Schwert von der rechten Seite zu ziehen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Spatha
BeitragVerfasst: Montag 3. November 2008, 17:51 
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Eigentlich ist es ja eher zu erwarten das gerade diejenigen, die recht viel Raum und längere Schwerter nutzen eben auf die für die Formation so wichtige trageweise verzichten.
Zudem waren die Reiter nur ein gerade offenliegendes Beispiel, die Infanterie folgte dem zumindest teilweise, wenn vielleicht auch nicht generell. Dazu habe ich ja ebenfalls einen Grabstein angeführt. Falls dir dies nicht Widerspruch genug ist können weitere Beispiele dich vielleicht überzeugen:
http://www.romanarmy.net/images/Pages/a ... hield1.jpg

Auch die Arbeit von Ubl zu den Grabdarstellungen aus dem norisch-pannonischen Raum kann dir da weiterhelfen. Sie ist voll von rechts tragenden Auxiliaren.

Was nun die Ausnahmen angeht: die Bezeichnungen spezieller Bewaffnungen im Beinamen deutet natürlich auf ihre besondere Verwendung im Kontrast zu den "üblichen" hin. Es ging in meinem Absatz ja auch nicht darum dies als typisch hinzustellen, sondern deine Vermutung, alle Auxiliare kämpften in lockerer Formation zu widerlegen durch ein Beispiel der besonderen Typen wie den Hinweis auf die Verwendung der Standartausrüstung (sic).

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 Betreff des Beitrags: Re: Spatha
BeitragVerfasst: Montag 3. November 2008, 20:35 
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Ich habe ja nie bestritten, dass die Hilfstruppen die Schwerter rechts getragen haben, außerdem habe ich auch nicht geschrieben alle Auxiliare kämpften in lockerer Formation sondern nur in der Regel. Und ich denke das dies (zu einem gewissen Teil) auch der Sinn der Hilfstruppen war, die Legionen bei Schlachten durch geplänkel vor der eigentlichen Formation zu unterstützen.
Ich frage mich nur was die Legionssoldaten dazu bewogen hat, ihre Schwerter von rechts nach links zu wechseln und warum das nicht auch schon früher bei den Hilfstruppen der Fall war.


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 Betreff des Beitrags: Re: Spatha
BeitragVerfasst: Dienstag 4. November 2008, 01:48 
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Ich hab keine Ahnung von römischer Militärgeschichte aber fand der Wechsel von rechts nach links nicht in claudischer Zeit statt, weil die Gladii dann länger wurden und man mit dem rechten Arm nicht das Schert von der rechten Seite ziehen konnte und deshalb auf links wechseln musste. Ich meine Herr Gechter hätte das in einem Seminar so erklärt, ist aber leider sehr lange her. Vielleicht kann jemand anders da weiter aufklären?

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 Betreff des Beitrags: Re: Spatha
BeitragVerfasst: Dienstag 4. November 2008, 03:22 
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Maiorius Urbanus hat geschrieben:
Ich habe ja nie bestritten, dass die Hilfstruppen die Schwerter rechts getragen haben, außerdem habe ich auch nicht geschrieben alle Auxiliare kämpften in lockerer Formation sondern nur in der Regel. Und ich denke das dies (zu einem gewissen Teil) auch der Sinn der Hilfstruppen war, die Legionen bei Schlachten durch geplänkel vor der eigentlichen Formation zu unterstützen.
Ich frage mich nur was die Legionssoldaten dazu bewogen hat, ihre Schwerter von rechts nach links zu wechseln und warum das nicht auch schon früher bei den Hilfstruppen der Fall war.


Dann bitte ich um Entschuldigung, ich habe dich falsch verstanden. Nichts desto trotz können wir keine verallgemeinernde Aussage treffen zur Kampfweise der Hilfstruppen. Mit Sicherheit hast du recht, dass es ihre Aufgabe war, nach Abschaffung der velites, zu plänkeln und die Flanken zu schützen, wenn dies Notwendig wurde. Damit endet aber auch die allgemeine Aussagefähigkeit. Denn immerhin sind Entwicklungen festzustellen, etwa die zunehmende Anpassung an römische Bewaffnungssitten innerhalb der "Fremdtruppen", die schließlich zur Aushebung weiterer, stärker regional geprägten Typen wie den numeri geführt haben soll.
Auch wird in einigen Schlachtbeschreibungen wirklich deutlich, dass die Hilfstruppen "vorgegangen" sind, sozusagen als erste Welle, an anderer Stelle kämpfen sie scheinbar gleichberechtigt Seite an Seite.
Darum kann man, anders als bei den Legionen eben so schwer "i.d.R." oder allgemeine Aussagen über die Hilfstruppen stellen. Sie geben ein extem buntes Bild ab, von scheinbar schwer gerüsteten Nahkampfeinheiten über leichte Plänkler bis hin zur Reiterei und den Fernkampftruppen ist alles drin.

Was den Seitenwechsel angeht, so ist dies, zumindest m.E. wie gesagt Ausdruck einer zunehmenden Beachtung des Einzelkampfes, vielleicht als Folge des steigenden Wertes eben der Einzelkämpfer. Mit zunehmendem Druck auf die Grenzen kommt es auch zunehmend häufig zu kämpfen stark unterlegener Einheiten in Verteidigungssituationen, die einen Formationskampf nicht ermöglichen, unterbinden oder ab einem gewissen Zeitpunkt auflösen.
Zudem der immer kleiner werdende Anteil "römischer" Soldaten im römischen Heer.
Von "Wissen warum" kann aber keine Rede sein. Es könnte mit Notwendigkeiten, wie bspw. in meiner Erklärung (die ohne Widerspruch riesige Lücken aufweist) zu tun haben, modischen Erscheinungen, Traditionen...


Lucius Rabirius hat geschrieben:
Ich hab keine Ahnung von römischer Militärgeschichte aber fand der Wechsel von rechts nach links nicht in claudischer Zeit statt, weil die Gladii dann länger wurden und man mit dem rechten Arm nicht das Schert von der rechten Seite ziehen konnte und deshalb auf links wechseln musste. Ich meine Herr Gechter hätte das in einem Seminar so erklärt, ist aber leider sehr lange her. Vielleicht kann jemand anders da weiter aufklären?

Nein, das ist in jedem Fall deutlich zu früh angesetzt.
Der Wechsel fand im 2. Jh.n.Chr. statt, als man vom gladius über den Umweg des Ringknaufschwertes, welches sowohl in Gladiuslänge als auch in Spathaform vorzufinden ist, gegen Ende hin zur spatha wanderte.

Über die Veränderungen im Heer vom zweiten zum ersten Jahrhundert sozialer natur gibt es denn auch eine große Anzahl sehr guter Aufsätze.

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 Betreff des Beitrags: Re: Spatha
BeitragVerfasst: Dienstag 4. November 2008, 07:43 
Neuling
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Zitat:
Dann bitte ich um Entschuldigung, ich habe dich falsch verstanden

Entschuldigung nicht nötig, ich freue mich immer über Antworten :)


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 Betreff des Beitrags: Re: Spatha
BeitragVerfasst: Samstag 15. November 2008, 20:07 
Miles Gregarius
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Salve,

ihr diskutiert darüber das die in der späten Kaiserzeit Auxiliare verstärkt den
Einzelkampf gesucht haben aus Schlachtbeschreibungen dieser Zeit (Severinische
Zeit, Beschreibung bei Dio) scheinen aber eher einen starren Phalax-Kampf des
gesamten Heeres zu beschreiben. In der Spätantike haben die Römer sogar die
"fulcrum" Formation entwickelt, die vollkommen unbeweglich ist.

Welche Quelle legt einen dynamischeren Kampf der Auxiliare nahe ?

valete
Sermonius

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Marcus Mentellius Sermonius


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 Betreff des Beitrags: Re: Spatha
BeitragVerfasst: Sonntag 16. November 2008, 03:47 
Tesserarius
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Die archäologischen. Raumgreifende und flexiblere Ausrüstung macht nur Sinn, wenn auch eine beweglichere Kriegsführung angedacht ist.

Daneben ist aber die später erfolgende Formierung von Bewegungsheeren, welche ausdrücken, welche Anforderungen an Mann und Ausrüstung gestellt wurden. Natürlich bezieht sich dies bereits auf das 3. Jh.n.Chr.
Leider habe ich nur eine Übersetzung vorliegen, aber hier wird von Cassius Dio scheinbar zu Zeiten des Severus nur zwischen Leichtbewaffneten und Schwerbewaffneten gesprochen. Aus dem Kontext der vorher bestehenden Aufgabenverteilung (Legionen = schwere Infanterie, Auxiliare sowohl als auch + Reiterei) kann man durchaus davon ausgehen, dass diese Teilung in groben Zügen weiterbestanden hatte.
Weiterhin wiederspricht eine Stelle deiner Aussage zur Phalanx als generelles Mittel. Sicherlich wurde der enge Formationskampf nicht generell aufgegeben, für die schwere Infanterie dürfte er noch immer maßgeblich gewesen sein, aber bspw.
Cassius Dio / Xiphilnos 79,6 beschreibt den Kampf des Severus 197 n.Chr. gegen Albinus. Darin wird klar, wie flexibel und schnell die Truppen z.T. agieren und wie fest, regelrecht erdgebunden, die Kämpfe auf der anderen Seite ausarten konnten.
Zitat:
Die floh dieser Schilderung nach der linke Flügel des Albinus, die nachsetzenden Severer gelangten durch die Flucht bis ins feindliche Lager. Am anderen Flügel aber wurden die scheinbar in der Defensive verharrenden Severer durch Beschuß (also Plänkelei) gereizt, was sie zur Verfolgung brachte.
Die Leute des Severus, gereizt durch den kurzen Angriff der Feinde und ob ihres alsbaldigen Rückzuges voll Geringschätzung ihnen gegenüber, stürmten nämlich auf sie zu, als ob der ganze Raum zwischen ihnen betretbar sei. Doch als sie die Gräben erreichten, erlitten sie ein gräßliches Unglück (...) stürzten die Männer des ersten Gliedes in die Gräben, und die Soldaten unmittelbar dahinter stolperten über sie, glitten aus und fielen ebenfalls hinein. Die übrigen drängten nun in ihrem Schrecken zurück, und da diese BEwegung so plötzlich erfolgte, verloren sie nicht nur selbst den festen Stand, sondern brachten auch die hinteren Glieder in Unordnung und stießen sie in eine tiefe Kluft.

Diese Schilderung deckt zum einen den Charakter des Formationskampfes ab, gleichzeitig aber eben auch den der dynamischen Bewegung.
Die Wende kommt, als Severus sich zwischen seine fliehenden Männer begibt und einige um sich versammelt, die wiederum, nach Dio, auf alles einzuschlagen beginnen, was in die falsche Richtung läuft, bis schließlich auch die Gegner wieder flüchten.
Von der drückenden Enge, der starren, in ihren Bewegungen eingeengten Art der Phalanx sind wir hier doch sehr weit entfernt. Hier ist Bewegung in der Schlacht, ist der Verlust einer Flanke nicht die Niederlage, ist eine Flucht nicht mal das sichere Ende der fliehenden Truppe. Der Kampf wird unter großem Austausch von Geschossen geführt, aber von beiden römischen Parteien auch sehr bewegt.
Sicheres Zeichen ist die Grabenszene. Eine vorpreschende Phalanx wäre mit Sicherheit nicht bereits nach zwei zu Fall gebrachten Reihen aus dem Ansturm zum stehen gekommen, dafür sind die Abstände zu den Seiten wie zum Vordermann einfach zu gering.
Wohlgemerkt, das behaupte ich so, ein historisches Vergleichsbeispiel bleibe ich schuldig.

Weiter macht Dio, oder besser Xiliphinos, eine Unterscheidung zwischen Fremdtruppen (Syrern) und "Europäern" indem er eine Anekdote einflechtet, die damit endet, dass bei Belagerung Hatras die Weigerung der europäischen Soldaten zu kämpfen den Tod der nun vorgehenden Syrer und die Niederlage zur Folge hat, wie das Versprechen eines Offiziers, mit 550 Europäern die Stadt allein zu nehmen deutlich machen soll.

Weiter geht es bei der Schilderung des Kampfes gegen die Briten. Die Ordnung der Römer wurde gestört, indem man den Soldaten in der Schilderung Haustiere wie Schafe und Rinder vor die Formation trieb. In der Gier diese zu besitzen verließen einige Soldaten die Formation und wurden so leichte Opfer, hinterließen aber natürlich auch eine gewisse Unordnung. Ob diese Darstellung nicht nur Anekdote ist oder einen wahren Kern hat, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen (ich halte sie für eine Übertreibung, im Sinne das plündernde Soldaten von den Gegnern immerwieder mal gestellt wurden). Das beschriebene Bild paßt jedoch nicht zu einer Phalanx, in der die Nachbarn näher als "nah" sind, im körperlichen wie im verbundenen Sinn.

Und schlußendlich die letzte bzw. erste der "severischen" (im Sinne des Severus, nicht seiner Familie) Schlachten, gegen Niger, die brauchbar geschildert wird. Hier schreibt der Autor selbst über verschiedene Formen der Aufstellung, angefangen mit einer geschlossenen, über auseinandergezogene und Plänkler, hin zu "maritimen" Einzelkämpfern.
Ich kann in den Schilderungen, mehr kenne ich nicht und habe beim überfliegen auch keine weiteren gefunden, kein Diktat der Phalanx finden, eben doch eher eine gewisse Dynamik, ein "wogen" der Schlachten.
Wie weit man hier Dio aber im Detail ernstnehmen kann ist eine wichtige Frage.

Die Bedeutung des "Einzelkämpfers" wird neben den weiterhin zahlreichen Belagerungen (auf der Mauer ist eine Formation meist nicht einzunehmen) aber auch durch seine Sozialität deutlich. Der Wille des Soldaten, als solcher aber auch als Einzelperson, seine Meinung und sein Mut, spielen eine immer stärker hervorgekehrte Rolle.

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 Betreff des Beitrags: Re: Spatha
BeitragVerfasst: Mittwoch 19. November 2008, 20:22 
Miles Gregarius
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Registriert: Samstag 10. September 2005, 11:57
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salve Primus

Tib. Gabinius hat geschrieben:
Die archäologischen. Raumgreifende und flexiblere Ausrüstung macht nur Sinn, wenn auch eine beweglichere Kriegsführung angedacht ist.


Dieses Argument kann ich nicht so recht nachvollziehen. Einen Mann, der mit
einem Kettenhemd, einem Helm vom Typ Niederbieber, einem ca 1m^2
großen Schild, einer Sparta und einer Speer ausgerüstet ist, kann man eigentlich nur als schweren Infanteristen bezeichnen. Der Unterschied dieser
Ausrüstung zu der der frühen Kaiserzeit besteht in dem längeren Schwert
und dem Tausch des pilum gegen eine hasta. Der Austausch der aktiven
Bewaffnung ergibt für mich aber keinen zwingenden Hinweis auf eine
beweglichere Kampfweise.

Tib. Gabinius hat geschrieben:
Daneben ist aber die später erfolgende Formierung von Bewegungsheeren, welche ausdrücken, welche Anforderungen an Mann und Ausrüstung gestellt wurden. Natürlich bezieht sich dies bereits auf das 3. Jh.n.Chr.


Cäsars Legionen waren in ihrer traditionellen Bewaffnung mindestens genauso
beweglich - Der Gegensatz des Bewegungsherrens besteht vorallem zu den
fest stationierten Legionen der mittleren Kaiserzeit - dies ist aber nicht durch
die Bewaffnung "erzwungen".

Tib. Gabinius hat geschrieben:
Cassius Dio / Xiphilnos 79,6 beschreibt den Kampf des Severus 197 n.Chr. gegen Albinus. Darin wird klar, wie flexibel und schnell die Truppen z.T. agieren und wie fest, regelrecht erdgebunden, die Kämpfe auf der anderen Seite ausarten konnten.


Meine Belegstelle ist die Schlacht bei Issos (habe leider das Zitat nicht parat),
aber Du hast recht - ein einzelnes Zitat hilft hier nicht weiter, besonders
da beide Stellen offensichtlich litherarische Bearbeitungen und keine
Augenzeugenberichte sind - eventuell bestehen die Schilderungen zu
erheblichen Teilen nur aus Topoi.

Eine andere Quelle, die wahrscheinlich näher an einem Augenzeugenbericht
ist, ist die (nie tatsächlich eingesetzte) Schachlachtaufstellung Arrians gegen
die Alanen - hier werden die ersten 4 Reihen der Legion mit "contos", d.h.
langen Speeren, ausgerüstet und die Legionen in einer Phalanx aufgestellt.
Auch diese Quelle ist natürlich nur ein Indiz und kein Beweis, da 1. die Alanen
ein besonderer Gegner waren (nur Kavelerie ?) 2. die Schlacht nie
stattgefunden hat und 3. an der Schlachtaufstellung etwas besonders
gewesen sein muss, sonst hätte Arrian keine besondere Beschreibung
verfasst.

Als alternative "Erklärung" für die allgemeine Verwendung der Sparta möchte
ich folgendes anbieten:
Außer den Römern haben allen Gegner (Kelten, Parter, etc.) Langschwerter
verwendet. Im direkten Kampf Mann gegen Mann im "täglichen" Kleinkrieg
an der Grenze haben die Grenztruppen sicher die fehlende Reichweite ihrer
Waffen gegenüber Ihren Gegnern gespürt und haben sich geeignetere
Waffen verschafft - dies ist sicher ein langwieriger Prozess gewesen, da es
bestimmt Widerstände aus der Heeresführung gegen hat, aber letzten Endes
ist der Wunsch der Soldaten stärker als Reglementarien wenn ein tatsächlicher
Nutzen dahinter steht.
Die Kampfweise in der Schlacht hat sich durch die geänderte Bewaffnung aber
nicht zwangsläufig geändert.

vale
Sermonius

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Marcus Mentellius Sermonius


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 Betreff des Beitrags: Re: Spatha
BeitragVerfasst: Freitag 21. November 2008, 01:21 
Tesserarius
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Registriert: Montag 5. September 2005, 18:47
Beiträge: 3128
Wohnort: Swisttal
Ich bin momentan zeitlich knapp dabei, darum nur ein paar Zeilen.
Marcus Mentellius hat geschrieben:
salve Primus
Dieses Argument kann ich nicht so recht nachvollziehen. Einen Mann
(...) als schweren Infanteristen bezeichnen. Der Unterschied dieser
Ausrüstung zu der der frühen Kaiserzeit besteht in dem längeren Schwert
und dem Tausch des pilum gegen eine hasta. Der Austausch der aktiven
Bewaffnung ergibt für mich aber keinen zwingenden Hinweis auf eine
beweglichere Kampfweise.

Ich schrieb flexibler, was beweglich zudem beinhaltet, aber darüber hinaus geht.
Als Beispiel sei der Verfall des pilums als zwingende Primärwaffe genannt. Eine hasta kann sowohl geworfen als auch für den Nahkampf genutzt werden, ein pilum bietet sich für zweiteres nicht unbedingt an.
Die hasta bietet eine Möglichkeit zum Einsatz sowohl in der Formation, als auch im Einzelkampf, zu Fuß wie vom Pferd. Der Soldat wird so vielseitig einsetzbar und ist weniger abhängig von einer herbeigeleiteten Situation wie sie die schwere Infanterie in ihrer Struktur des 1. Jh.n.Chr. noch bevorzugute.
Auch ist die Möglichkeit, zwei oder mehr pila pro Legionar zu finden bei hastae eingeschränkt. Die Frage nach weiteren Salven drängt sich bei der hasta auch im Wurfeinsatz nicht so dringlich auf, wie dies beim pilum der Fall ist.
Kettenhemden bieten aufgrund ihres geringen Gewichtes, des geringen Platzbedarfes und der eigenen Flexibilität den Trägern per se bessere Bewegungsmöglichkeiten, und der Corsageneffekt bleibt aus, was sich bei schnellen Bewegungsmanövern wie Märschen sicher als Vorteil erwiesen hat.
Derlei Überlegungen bieten sich viele an, sicherlich auch mit nicht wenigen Gegenargumente und ohne zu behaupten, dass die 1.Jh. Ausrüstung nicht ebenfalls große Vorteile bot, die Frage ist hier eben nach dem Sinn des Wechsels, also der Beurteilung der Vorzüge.

Zitat:
Cäsars Legionen waren in ihrer traditionellen Bewaffnung mindestens genauso
beweglich - Der Gegensatz des Bewegungsherrens besteht vorallem zu den
fest stationierten Legionen der mittleren Kaiserzeit - dies ist aber nicht durch
die Bewaffnung "erzwungen".

Dem möchte ich widersprechen, aufgrund des Zeitmangels bleibt es aber bei dem Hinweis auf die dazu bestehende Literatur. So etwa
Hoffmann, Das spätrömische Bewegungsheer und die Notitia dignitatum, 2 Bde., Düsseldorf, 1970
Caesars Heer war mobil, keineswegs aber so beweglich wie dies durch die Reihe der Reformen herbeigeführt wurde, die vor allem, wie gesagt, im 3. Jh. durchschlugen. Von Gallienus bis Constantin. In den Wechsel der Bewaffnung in vorhergehenden Zeit sehe zumindest ich einen Vorboten dieser Entwicklung.

Zum Rest suche ich erst beizeiten die Quellen raus und gehe dann, hoffentlich mit mehr Zeit darauf ein :) Ich bitte um Verständnis.
Abschließend nur: ich will keineswegs behaupten, dass es eine bewußte oder forcierte Entwicklung war. Auch halte ich es für wahrscheinlich, dass es nicht einen oder gar DEN Grund gegeben hat, insofern die deine Alternative gut und richtig angebracht. Auch die Traditionen der Soldaten, also ihr Hintergrund wie ihre Herkunft spielten sicher eine wichtige Rolle dabei.

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