Registriert: Samstag 10. September 2005, 11:57 Beiträge: 751
Salvete,
habe gerade die Metamorphosen von Apuleius gelesen - auch unter dem Titel
"Der goldene Esel" bekannt und habe jetzt einige Fragen über den Author
bzw. dessen Werk und seine Bewertung:
1. Kann man die Beschreibungen die Apuleius von Häusern, Städten,
Lebensgewohnheiten etc. gibt als Beschreibung der realen Gegebenheiten
ansehen oder gibt Apuleius nur Topoi wieder ?
2. Ist der religiöse Exkurs zum Isis-Kult im letzten Kapitel eine verläßliche
Quelle oder hat Apuleius hier "nur" große Phantasie bewiesen?
3. Für wen wurde dieser Roman geschrieben, war die Kundschaft gebildet oder nicht
und wie wurden in der Antike Romane überhaupt verbreitet - gab es Verlage?
aber Buchabschreiben war gewerbsmässig zum großen Teil.
Es gab vor ein paar Semestern mal ein ganzes Seminar zur antiken Buchmalerei und die hatten wohl auch eine Ausbildung.
_________________ Ein Genie lernt alles, von jedem. Der Intelligente lernt vom Genie und aus seinen Erfahrungen. Der Dumme lernt nichts...., er weiß alles besser.
Registriert: Montag 5. September 2005, 18:47 Beiträge: 3128 Wohnort: Swisttal
Leider kenne ich die Quelle nicht und kann daher die beiden ersten Fragen nur lexikalisch beantworten.
1. Topoi treten sicher in den Erzählungen auf, da sich der Autor eindeutig an Lukios aus Patrai hielt. Ob und wie weit dies für die Umgebungsbeschreibung gilt kann ich auch mittels der Lexikaeinträge nicht sagen.
2. Da es sich natürlich um eine Fabel handelt, ist einiges überzogen / übertrieben dargestellt. Vom grunsätzlichen Hergang müßte der Sachverhalt korrekt sein.
Da ich auch hier wieder aufgrund mangelnder eigener Einsicht in die Quelle passen muß, empfehle ich dir einen Blick in Hans Klofts "Mysterienkulte der Antike" oder in Vidmans Isis und Sarapis bei den Griechen und Römern von 1975.
3. Bücher wurden per Hand kopiert, wobei die Römer da sehr spät mitspielen. Die Griechen kennen Buchkopien und deren Verbreitung nachweislich bereits im 5. Jh.v.Chr. während bei den Römern wohl erst im 2. Jh.v.Chr. derartiges in Mode kommt.
Cicero jedenfalls beklagt die schlechte Qualität der Kopien lateinischer Literatur.
Und bei unserem geehrten homo novus mit Hang zur Selbstüberschätzung treffen wir dann auch genau was du suchst, Sermonius.
Der beste Freund des Cicero war ein Ritter Namens T. Pomponius Atticus.
Und dieser verlegte für Cicero die Bücher, das heißt, er ließ sie auf seine Kosten abschreiben und zum verkauf durch Buchhändler anbieten.
Das heißt keineswegs, dass sich diese "Verleger" nur darauf spezialisierten, wie dies heute der Fall ist.
Eine Generalisierung wie die Vervielfältigung ablief läßt sich kaum treffen, es gab wohl die diversesten Methoden, bis hin zu den mittelalterlichen Mönchen und ihren Kopierstuben.
_________________ Wer war froher als Neanth, da er sich Meister von diesem wundervollen Instrumente sah, wodurch er, ohne das mindeste von der Musik zu verstehen, der Erbe des Talents eines Orpheus zu sein glaubte! - Lukian
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