Forum Romanumqe
http://board.flavii.de/

Peplos mit Apoptygma?
http://board.flavii.de/viewtopic.php?f=10&t=1253
Seite 1 von 1

Autor:  Barbara [ Samstag 14. April 2007, 17:36 ]
Betreff des Beitrags:  Peplos mit Apoptygma?

Trotz dieses wunderschönen Wetters plagt mich eine unangenehme Frage:

Wurde in der Frauentracht des ersten und zweiten Jarhhunderts in den Nordwestprovinzen ein Peplos mit Apoptygma getragen?

- Die Sprachliche Diskussion, ob das Ding dann noch Peplos heißt oder ein Chiton ist oder sonstnochwas möchte ich hiervon direkt abgrenzen, ich meine mit Peplos ein SCHLAUCHGEWEBE OHNE ÄRMELLÖCHER an der Seite -

Das es Peploi gab, ist meines Erachtens nach bewiesen - zunächst durch die Menimane-Tracht (welche ja nur Regional für den Mainzer Raum Geltung findet und wohl eine Tradierung einheimisch-keltischer Kleidung wiederspielgelt).
Desweiteren sind die unzähligen Funde von Fibeln anzugeben, die wir z.B. komplett bearbeitet und klassifiziert aus Augst kennen. Viele der Fibeln konnten kaum den Stoff eines Mantels oder sonstwelchen Überwurfs aufnehmen, waren also evtl. der Frauentracht zugehörig und - aufgrund ihrer reichen Verziehrungen - sichtbar getragen worden. D. h. sie gehörten zum Übergewand. Welche Übergewänder gibt es, die gefibelt werden müssen? Peploi. Aber nun der casus cnacsus: Hatte der Peplos ein Apoptgma wie im griechischen oder nicht?

Bei der Menimane-Tracht ist kein Apoptygma zu sehen (und es gibt auch Leute, die sagen, es wäre kein Peplos, sondern ein Tuch mit überkreuzten Enden...). Desweiteren ist mir hier bei der Literaturrecherche kein Apoptygma für die Tracht der Nordwestprovinzen (!) untergekommen, auch nicht in der stadtrömisch geprägten Tracht der eingewanderten Bevölkerung. Da scheint mir der Chiton mit geknöpften Scheinärmeln ("gap-sleeved tunic", Chiton, da die Arme an der Seite des rechteckigen Stoffes rausgehen) als Übergewand oder eine komplett genähte Tunika die Alternative zur ja nicht konstant und lange getragenen Stola zu sein.

Aber kein Peplos mit Apoptygma....

Wo wir den wohl evtl. annehmen können, ist im germanischen Bereich. Der rundgewebte Peplos aus dem Huldremose ist 1,30 breit und 1,68 lang - da muss Frau ihn wohl entweder mit Überschlag über der Gürtung oder mit Apoptygma tragen, wobei ich bisher nur die drappierung als Peplos mit Apoptygma gesehen habe.

aber was ist mit den Römern? :?

Autor:  Authari [ Samstag 14. April 2007, 17:56 ]
Betreff des Beitrags: 

Han isch sowat von keine Ahnung... :wink:

Autor:  Marcus Mentellius Sermonius [ Sonntag 15. April 2007, 18:56 ]
Betreff des Beitrags: 

Ich habe mal gelesen das ein Peplos mit Apoptygma bei den Römern als
"Göttinnen-Tracht" angesehen wurde und er entsprechend nicht von
"normalen" Frauen - im Gegensatz zu Pristerinnen u.a. - getragen
wurde. Ein entsprechendes Verhalten würde ich dann auch in den
nord-westlichen, "lateinischen" Provinzen erwarten. - Ich bin mir
aber nicht sicher ob ich das Thema richtig verstanden habe ... ;-)

vale

Autor:  Susanna [ Montag 16. April 2007, 14:02 ]
Betreff des Beitrags: 

Gibt Bronzestatuen aus Pompeii, deren Peplos einen Überwurf hat. Die ziehen sich gard an...oder aus...ist fast in jedem Katalog.
Ich glaube aber die gehen auf griech. ältere Originale zurück.
Hab auch mal Tänzerinnen aus hadrianischer Zeit damit gesehen, kann aber auch im Kult gewesen sein.

Autor:  Barbara [ Montag 16. April 2007, 16:07 ]
Betreff des Beitrags: 

Danke euch für eure Stellungnahme! :)

Okay, das würde meine bisherigen Vermutungen zu dem Thema definitiv unterstreichen.
Da das Ding aus Griechenland kommt (und auch bei den Etruskern üblich war) ists als graekisierendes oder sonst wie altertümlich anmutendes Element im Kult, bei Tänzen etc. oft ein Peplos mit Apoptygma, im normal(=stadt)römischen ist er nicht nachzuweisen, in der provinzialen Tracht ist er mir auch noch nicht untergekommen (weder bei der Menimane noch bei der norisch-pannonischen, da sieht man beim Garbsch nämlich keine Apoptygmen, bei norischen Mädchen sind es meist auch Chitone... es gibt lediglich ein paar wenige Fälle, in denen man bei der norisch-pannonischen drüber streiten kann, kategorisch ausschließen möcht ichs nicht).
Lediglich für die germanische Tracht ists zu vermuten, und das würde dann auch ein Aufkommen von Peploi mit Apoptygma im späten römischen Reich ermöglichen, durch die Ansiedlung von Germanen etc. pp.

Autor:  Teurnia [ Montag 16. April 2007, 19:24 ]
Betreff des Beitrags: 

Peplos mit Apoptygma für Göttinnen, Tänzerinnen oder im "graecisierenden" Zusammenhang wurde aber doch als Unter- bzw. einziges Gewand getragen, jedenfalls ohne Untertunica wie die "provinzialrömischen" oder "keltischen" Reenactment-Peploi.

Die Calasis (gap-sleeved tunic) war auch kein Über-, sondern ein Untergewand, oft auch in Stadtrom unter der Stola getragen oder solo wie ich.

Wenn ich mich recht erinnere, nimmt Garbsch ja überhaupt noch für das Obergewand der Norikerinnen eher ein zugeschnittenes Kleid an statt "Schlauchware" - zumindest für die Norischen Mädchen im 1. Jh. Im 2. Jh. wurden dann auch ihre Obergewänder weiter.

Kann man eigentlich an den Matronensteinen etwas von der Art des Peplos sehen oder ist da immer zuviel Mantel drüber?

Autor:  Teurnia [ Montag 16. April 2007, 20:14 ]
Betreff des Beitrags: 

Ich hab mal in meinen Noricum-Urlaubsfotos gestöbert:
(anclicken zum Vergrößern)

Bild
Bild

Die hohe Gürtung dieser norischen Steirerinnen lässt m.E. nicht gerade auf ein Apoptygma schließen.
Und in diesen Bögen am "Brustgeschirr" der Damen meine ich die "Gürtelbeschläge" von Garbsch wiederzuerkennen.

Bild
Das hält Garbsch für ein zugeschnittenes Kleid mit schmalen Schultern und zunehmender Weite zum Saum hin.

Bild
Und das wäre der weitere Peplos aus dem 2. Jh. Auch ohne Apoptygma, und wies aussieht, auch ohne Fibeln.

Autor:  Barbara [ Dienstag 17. April 2007, 11:57 ]
Betreff des Beitrags: 

Das letzte Bild zeigt das, was ich mit Chiton betitelt habe - Ist ja im Schnitt rechteckig, nur an den seiten nicht komplett zugenäht, sondern mit Loch oben für die Ärmel.
Deine Vermutungen bezüglich des Garbsch treffen voll und ganz zu, zum einen spricht er von einem Gewand mit schürzenartigem Latz (zugeschnitten eben) und zum anderen von dem o.g. Chiton.
Das gilt allerding bei ihm nur für die Mädchentracht. Denn die Grabsteindarstellungen mit den ungefibelten Chitonen zeigen meist (m. E. immer) Mädchen mit Spiegel und Kästchen.

Insofern würde ich den Peplos mit Apoptygma wirklich nur in der hellenisierenden oder germanischen Tracht sehen. Alles andere sind Chitone, ob mit oder ohne Scheinärmeln, Knötchen oder was auch immer.

Ist die Calasis nun mit Scheinärmeln (kompletter Schlauch mit Ärmellöchern oben) oder mit den Ärmelausgängen an der Seite (= Chiton)?

Autor:  Teurnia [ Dienstag 17. April 2007, 12:51 ]
Betreff des Beitrags: 

So wie ich im Pausch die Calasis verstanden habe, hat sie die Armausgänge seitlich. Er beschreibt sie auch als Sonderform der Tunica.

Seite 1 von 1 Alle Zeiten sind UTC + 2 Stunden
Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group
http://www.phpbb.com/